Kombinationsspiel zwischen Forschung und Wirtschaft

1. Europäischer Chemie-Kongress in Budapest

18.09.2006

Die griechischen Philosophen Demokrit, Anaxagoras und Leukippos wären beim 1. Europäischen Chemie-Kongress vom 27. bis 31. August in Budapest aus dem Staunen gar nicht mehr herausgekommen. Denn in den 2.500 Jahren, die seit ihren ersten grundsätzlichen Überlegungen über das Wesen der kleinsten Teilchen mittlerweile verstrichen sind, hat sich eine ganze Menge getan in der Welt der Atome und Moleküle: Nanotechnologie, Katalyse, Supramolekulare Chemie, Medizinische Chemie, Lebensmittel- und Umweltchemie, Nuklear- und Radiochemie, Polymerforschung - allein das Spektrum der Themenangebote und Einzelveranstaltungen des europäischen Chemiker-Meetings hatte fast schon enzyklopädische Ausmaße. Wenn sich die europäische Chemie in ihrer gesamten Bandbreite präsentiert, kommt nun einmal einiges zusammen - nicht zuletzt weil der europäische "Innovationsprimus" Deutschland zusammen mit den USA und Japan die internationalen Spitzenplätze in den Bereichen Forschung und Entwicklung belegt. Um aber auch die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit des europäischen Chemiestandorts langfristig zu sichern, müssen insgesamt neue Wege beschritten werden. Zumal Newcomer wie China, Russland oder Indien immer stärker um die begehrten Weltmarktanteile mitrangeln. Und das nicht nur auf ökonomischem Gebiet, sondern auch zunehmend in der Wissenschaft.

Und so waren auf dem Campus der Eötvös-Loránd-Universität in Budapest nicht nur hochkarätige internationale Wissenschaftler und Studenten zum naturwissenschaftlichen Gipfeltreffen angetreten, sondern auch Sponsoren und Aussteller wie Bayer MaterialScience, BASF oder Degussa. Entsprechend zufrieden zeigte sich auch der Veranstalter, die European Association for Chemical and Molecular Sciences EuCheMS. "Es ist wichtig, dass wir der europäischen Chemie endlich eine eigene Identität geben", brachte es deren Präsident Prof. Giovanni Natali am Rande der offiziellen Pressekonferenz auf den Punkt. Man müsse schleunigst die einzelnen Ländergrenzen überwinden und wieder auf Augenhöhe mit Forschung und Wettbewerb in Übersee kommen, beschwor der Italiener. "Es kann nicht sein, dass Wissenschaft lediglich in den USA und Japan stattfindet. Der starke Zuspruch zeigt, wie groß das Bedürfnis nach einem solchen Kongress war."

"Wir rücken auf diese Weise näher zusammen, anstatt uns durch nationale Eitelkeiten gegenseitig ein Bein zu stellen", unterstrich auch Dr. Harald Pielartzik, Leiter des Bereichs Universities & Associations bei Bayer MaterialScience, die Notwendigkeit einer neuen europäischen Kongress-Kultur. "Deshalb ist dies für uns eine willkommene Gelegenheit, um an unserem Messestand die Beziehungen zu Hochschulen und Forschungsinstituten zu pflegen und auszubauen oder gar neue Kooperationen anzustoßen." Bayer MaterialScience hält bereits Kontakte zu über 100 internationalen Hochschulen und mehr als 500 Top-Wissenschaftlern. "Netzwerke sind höchst effektiv, um die Komplexität der modernen Forschung zu beherrschen", erklärte Pielartzik. Der konsequente Austausch hochspezialisierten Know-hows verkürze die Entwicklungszyklen ungemein, sodass Innovationen heute in zwei oder drei Jahren zur Marktreife gebracht werden können - früher zogen dafür nicht selten bis zu acht Jahre ins Land. "Dieser Kongress ist also durchaus eine Art Katalysator und zugleich eine Schnittstelle mit Win-Win-Potenzial für alle Seiten, da sich Forschung und Industrie natürlich gegenseitig auf die Sprünge helfen." Und dies sei von großer Bedeutung, wolle sich Europa auf dem internationalen Markt behaupten und durch verantwortungsbewusste Chemie und smarte Anwendungen die Lebensqualität der Menschen verbessern.

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