Chinesisches Fusionsexperiment EAST in Betrieb gegangen
Erster vollständig supraleitender Tokamak
Ziel der weltweiten Bemühungen um die Kernfusion ist es, die Energieproduktion der Sonne in einem irdischen Kraftwerk nachzuvollziehen. Brennstoff ist ein dünnes ionisiertes Wasserstoff-Gas, ein "Plasma". Um das Fusionsfeuer zu zünden, muss es gelingen, das Plasma wärmeisoliert in Magnetfeldern einzuschließen und auf Temperaturen über 100 Millionen Grad aufzuheizen. Während der magnetische Käfig in den meisten Fusionsanlagen heute noch mit normalleitenden Kupferspulen erzeugt wird, wird in EAST das Plasma in einem durch supraleitende Spulen hergestellten Magnetfeld eingeschlossen. Auf Tieftemperatur nahe dem absoluten Nullpunkt abgekühlt, verbrauchen diese Spulen beim Betrieb nahezu keine Energie. So kann die Anlage lange Entladungspulse von mehreren Minuten Dauer erreichen.
Mit D-förmigem, 80 Zentimeter breitem Plasmaquerschnitt und einem Durchmesser des Plasmaringes von 2,5 Metern besitzt EAST etwa die Dimensionen des Tokamaks ASDEX Upgrade, der als größtes deutsches Fusionsexperiment im Garchinger Max-Planck-Institut für Plasmaphysik betrieben wird. Im Vergleich zu dem europäischen Gemeinschaftsexperiment JET und dem geplanten Testreaktor ITER sind beide nur mittelgroße Anlagen. Mit Hilfe der supraleitenden Magnetspulen aus Niob-Titan strebt EAST jedoch im Unterschied zu den 10 Sekunden-Pulsen von ASDEX Upgrade und JET Pulslängen von rund tausend Sekunden an. "Dies macht das Team um die chinesische Anlage zu sehr interessanten Forschungspartnern", erklärt Dr. Otto Gruber, Projektleiter von ASDEX Upgrade im IPP: "Mit EAST können die fortgeschrittenen Betriebsweisen, die an ASDEX Upgrade und JET entwickelt wurden, im Langpulsbetrieb untersucht werden". Aus Budgetgründen ist für EAST jedoch zunächst nur eine vergleichsweise geringe Heizleistung von sieben Megawatt vorgesehen; erst in einer späteren Ausbaustufe wird die volle Heizung von 22 Megawatt zur Verfügung stehen.
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