Globale Standardisierung ebnet Nanotechnologien den Weg in zukünftige Märkte

Edelgard Bulmahn, Vorsitzende des Ausschusses für Wirtschaft und Technologie des Deutschen Bundestages, bekräftigt Bedeutung von Normen und Standards

11.06.2007

Rund 130 Experten aus 27 Ländern berateten vom 4. bis 8. Juni 2007 in Berlin über internationale Normen und Standards, die innovativen, auf Nanotechnologien basierenden Produkten und Verfahren künftig den Weg in den Weltmarkt ebnen sollen. Das für Nanotechnologien zuständige Komitee der International Organization for Standardization (ISO) war hier auf Einladung des DIN Deutsches Institut für Normung e. V. zu seiner vierten, erstmalig in Deutschland stattfindenden Sitzung zusammengekommen.

"Die Nanotechnologien gelten als potenziell stärkste Antriebskräfte der Wirtschaft des 21. Jahrhunderts. Um dieses Potenzial zu realisieren, muss ihre Akzeptanz in der Gesellschaft gesichert sein. Dazu tragen weltweit anerkannte Normen und Standards, die in einem offenen und glaubwürdigen Prozess entstehen, entscheidend bei", unterstrich Edelgard Bulmahn, Vorsitzende des Ausschusses für Wirtschaft und Technologie des Deutschen Bundestages in ihrer Rede anlässlich eines Empfangs am 6. Juni 2007 im Reichstagsgebäude.

Bedeutende Fortschritte durch den Einsatz nanotechnologischer Verfahren und die Verwendung von Nanomaterialien erwartet man insbesondere in der Medizin bei Diagnose und Behandlung, in der Elektronik und Informationstechnik, in der Werkstofftechnik sowie in der Energiegewinnung und -nutzung. Im Interesse aller müssen Funktionalität sowie die Gesundheits-, Sicherheits- und Umweltaspekte bei der Anwendung eindeutig geklärt sein und die Produkt- und Werkstoffeigenschaften im Nanometerbereich durch entsprechende Mess- und Prüfverfahren ermittelt werden. Solche Verfahren dienen sowohl der Prozess- und Qualitätssicherung als auch der sicheren Nutzung.

Hier setzt die Arbeit des ISO Technischen Komitees 229 an. Zunächst müssen die Experten, die hauptsächlich aus der Industrie, von Forschungsinstituten, Prüflabors und Behörden entsandt werden, eine einheitliche Terminologie und Nomenklatur erarbeiten, damit alle Beteiligten - Wissenschaftler, Gesetzgeber, Hersteller und Kunden - eine gemeinsame Sprache sprechen. Im Bereich des Gesundheitsschutzes werden in Berlin zudem erste Verfahren zur Untersuchung der Wirkung eingeatmeter Silber-Nanopartikel diskutiert. Bei den neuen Werkstoffen steht gegenwärtig die Entwicklung von Standards für die messtechnische Charakterisierung von Kohlenstoff-Nanoröhrchen im Fokus des Komitees.

Während das hohe Marktpotenzial, das die Nanotechnologien bieten, in Deutschland klar gesehen wird, ist die Markt gestaltende Wirkung von Normung und Standardisierung nicht allen Wirtschaftsteilnehmern hierzulande ausreichend bewusst. Dass man jetzt durch aktive Mitarbeit in der Normung die Rand- und Rahmenbedingungen der Zukunftsmärkte mitgestalten kann, wird nicht überall erkannt.

Das gilt allerdings nicht für die deutsche chemische Industrie, die sich stark in der Normung engagiert. "Wenn es gelingt, sinnvolle gemeinsame Standards zu finden, wäre das ein enormer Wettbewerbsvorteil auf internationalen Märkten für Nanomaterialien ", sagt Prof. Dr. Rüdiger Iden, Leiter der Polymerphysik und Sprecher für Nanotechnologien bei BASF. Diese Erwartung wird von Dr. Markus Pridöhl, Koordinator für Nanotechnologien bei der RAG-Tochter Degussa, geteilt: "Daher finden die nationalen und insbesondere die internationalen Normungsaktivitäten von DIN und ISO die breite Unterstützung der chemischen Industrie in Deutschland".

Durch interne Forschungsprojekte sowie die Teilnahme an öffentlich geförderten Projekten schaffen deutsche Konzerne wie Bayer, BASF und Degussa Basiswissen auf diesem Gebiet. In der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Forschungsinitiative "NanoCare" erarbeiten sie beispielsweise zusammen allgemein akzeptierte Mess- und Prüfmethoden, mit denen Sicherheitsfragen zu Nanomaterialien beantwortet werden können.

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