RUB-Chemiker Prof. Wolfram Sander erhält Baeyer-Denkmünze

Forschung auf der Schnittstelle Chemie, Biochemie und Material

16.08.2007 - Deutschland

Für seine herausragenden wissenschaftlichen Leistungen erhält der Bochumer Chemiker Prof. Dr. Wolfram Sander (Organische Chemie II) die Adolf-von-Baeyer-Denkmünze der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh). Überreicht wird sie ihm auf der Eröffnungsveranstaltung zum Wissenschaftsforum 2007 in Neu-Ulm am 16. September. Die Adolf-von-Baeyer-Denkmünze wird zum 46. Mal seit 1911 vergeben. Bereits der Vorgänger von Prof. Sander auf dem Lehrstuhl Organische Chemie II, Prof. Dr. Wolfgang Kirmse, sowie sein damaliger Kollege Prof. Dr. Wolfgang Richard Roth (Organische Chemie I) sind mit dieser Denkmünze ausgezeichnet worden.

Ruhr-Universität Bochum

Prof. Dr. Wolfram Sander

Prof. Sander forscht an der Schnittstelle von Chemie, Biochemie und Materialwissenschaft. Ziel seiner Arbeiten ist es, Strukturen und Eigenschaften neuer Produkte chemischer Synthesen und auch den Ablauf dieser Synthesen vorauszusagen. Von besonderer Bedeutung sind dabei die möglichen Zwischenstufen solcher Reaktionen. Dazu hat er mit seinem Arbeitskreis wichtige hochreaktive Zwischenstufen hergestellt: das Phenyl-Kation, verschiedene Dehydroaromaten sowie neue Carbene und Nitrene. Sander wendet modernste spektroskopische Messtechniken und quantenchemische Berechnungen an, die Details chemischer Reaktionen sichtbar machen, die noch vor wenigen Jahren große Rätsel aufgaben.

Ein interessantes Teilgebiet seiner Arbeiten sind nichtkovalente, "lockere", Wechselwirkungen, die u. a. von großer Bedeutung sind, um das Verhalten der Bausteine des Lebens, der Aminosäuren, Peptide und Proteine, also die Lebensprozesse, zu verstehen. Proteine ändern fortwährend ihre Struktur oder sie binden an andere Stoffe, um diese beispielsweise zu anderen Bestimmungsorten zu transportieren. Diese Veränderungen gehen unvorstellbar schnell vor sich und sind nur möglich, weil die kurzfristigen Bindungen nichtkovalent, also nur wenig stabil sind. Solche schwachen Wechselwirkungen zwischen Molekülen bestimmen auch die Strukturen anderer flüssiger wie fester Materie. Mit der Erforschung nichtkovalenter Wechselwirkungen arbeitet Sander an der Schnittstelle zwischen Chemie, Biochemie und Materialwissenschaften.

Wolfram Sander, der in seiner Heimatstadt Heidelberg von 1973 bis 1979 Chemie studierte und dort auch, nach einem Postdoc-Aufenthalt an der University of California, 1989 habilitierte, erhielt nach einer Professur an der Universität Braunschweig 1993 den Ruf auf den Lehrstuhl für Organische Chemie an der Universität Bochum. Einen Ruf der Universität Marburg (2001) hat er abgelehnt. Prof. Sander ist Sprecher der Bochumer Forschergruppe "Die Aggregation kleiner Moleküle mit präzisen Methoden verstehen - Experiment und Theorie im Wechselspiel" und der Bochumer Graduate School of Chemistry and Biochemistry - GSCB; bis Anfang des Jahres war Prof Sander auch Sprecher des Bochumer EU-Graduiertenkollegs INTCHEM.

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