Chemie-Arbeitskosten 2006: 41,67 Euro pro Stunde
Die ostdeutschen Chemie-Arbeitskosten erreichten 26,91 Euro je Beschäftigtenstunde. Sie lagen damit oberhalb von Spanien (26,27 Euro), aber unterhalb der Arbeitskosten von Japan (29,95 Euro) und den USA mit 28,49 Euro (siehe Seite 6).
Die Ergebnisse im Einzelnen:
Die westdeutschen Chemie-Arbeitskosten von insgesamt 66.881 Euro setzen sich zusammen aus dem Entgelt für tatsächlich geleistete Arbeit von 35.005 Euro und Personalzusatzkosten von 31.876 Euro. Dies entspricht einer Personalzusatzkostenquote von 91,1 Prozent.
In die Personalzusatzkostenquote gehen die Sonderzahlungen mit 20,4 Prozent ein. Dies sind insbesondere tarifliche und freiwillige Jahresleistungen. Weitere 20,4 Prozent entfallen auf die Vergütung für arbeitsfreie Tage (Urlaub, Feiertage, Krankheit). Den größten "Brocken" machten die Aufwendungen für Vorsorgeeinrichtungen mit 39,5 Prozent aus, also die gesetzliche Sozialversicherung in Form von Arbeitgeberbeiträgen zur Renten-, Arbeitslosen- und Krankenversicherung sowie zur Unfallversicherung und die betriebliche Altersversorgung. Diese hat mit 13,6 Prozent, bezogen auf das Entgelt für tatsächlich geleistete Arbeit, den höchsten Anteil in diesem Block. Der Sammelposten "Sonstige Personalzusatzkosten", der insbesondere die Ausbildungsvergütungen, Kosten der Aus- und Weiterbildung sowie Zahlungen an ausscheidende Arbeitnehmer enthält, steuert einen Anteil von 10,7 Prozent bei.
Der Anteil der Sonderzahlungen hat seit 2004 tendenziell zugenommen. Dies hängt insbesondere mit den tariflich vereinbarten Einmalzahlungen zusammen. Leicht gesunken sind die Vergütungen für arbeitsfreie Tage, bedingt durch einen merklichen Rückgang im Krankenstand. Die Bemühungen der Chemie-Sozialpartner um eine Förderung der Altersversorgung, z. B. auch durch den ChemiePensionsfonds und die Aufstockungsbeträge der Arbeitgeberseite hat der betrieblichen Altersversorgung zusätzlichen Schwung verliehen. Dies schlägt sich in höheren Kostenanteilen nieder.
Internationaler Vergleich: Deutsche Chemie-Arbeitskosten in der Spitzengruppe
Ein internationaler Vergleich der Chemie-Arbeitskosten je Beschäftigtenstunde zeigt, dass die deutschen Arbeitskosten in den vergangenen Jahren geringer gestiegen sind als in vielen Konkurrenzländern. Nach wie vor liegt die deutsche Chemie aber in der Spitzengruppe.
Wie der Vergleich zeigt, war in den meisten anderen Ländern der Anstieg der Chemie-Arbeitskosten zum Teil deutlich höher als in Westdeutschland, der von 2004 bis 2006 bei 3,7 Prozent lag. Niedriger war das Plus mit 2,4 Prozent nur in Schweden. Einen Rückgang gab es wechselkursbedingt in Japan, wo die Arbeitskosten auf Euro-Basis um 6,8 Prozent gesunken sind. Setzt man die westdeutschen Arbeitskosten gleich 100, so zeigt sich, dass fast alle Länder innerhalb des Betrachtungszeitraums um einige Indexpunkte zu der westdeutschen "Benchmark" aufgeschlossen haben. Der Anpassungsprozess ist insbesondere in den mittel- und osteuropäischen Ländern erheblich vorangekommen. Auch die ostdeutschen Arbeitskosten haben etwas "aufgeschlossen" und erreichen inzwischen 65 Prozent des westdeutschen Niveaus.
Noch immer große Abstände
Der Arbeitskostenabstand zu wichtigen Konkurrenzländern ist - obwohl etwas verringert - nach wie vor erheblich. Gegenüber Frankreich hat sich der Abstand auf vier Indexpunkte vermindert, gegenüber Österreich sind es 16 Punkte. Der Abstand zu Italien beträgt 21, zu Großbritannien 25 Prozent. Japan erreicht 72 und die USA 68 Prozent des westdeutschen Chemie-Niveaus. Zu den osteuropäischen Ländern Ungarn, Tschechien, Polen und der Slowakei, die ebenfalls über namhafte Chemie-Industrien und gut qualifizierte Beschäftigte verfügen, ist der Abstand immer noch erheblich. Die ungarischen Chemie-Arbeitskosten liegen bei 26 Prozent der westdeutschen, die tschechischen und polnischen bei rund 20, die der Slowakei sogar nur bei 15 Prozent.
Arbeitskosten: Relevanter Kostenfaktor
Die Arbeitskosten sind auch in der Chemie ein besonders wichtiger Kostenfaktor. Wenn neue Chemie-Anlagen errichtet werden, arbeiten diese weltweit mehr oder weniger mit der gleichen Produktivität. Sie werden mit der gleichen Technologie und mit meist gleicher Qualifikation der Mitarbeiter "gefahren". Bei weltweit homogener Produktivität der Anlagen erhält damit die unterschiedliche Höhe der Arbeitskosten entscheidende Bedeutung im Standortwettbewerb. Dies gilt vor allem in der Euro-Zone, wo Wechselkursanpassungen zum Kostenausgleich nicht mehr möglich sind. Unterschiede in den Arbeitskosten sind damit "euro-transparent".