Jülicher Forscher warnen vor Geo-Engineering

Kühlende Sulfate in der Atmosphäre schädigen Ozonschicht

25.04.2008

Mit Millionen Tonnen von Sulfaten inder Atmosphäre in einer Höhe von 10 bis 25 Kilometern ließe sich die globale Erwärmung abbremsen. Diese Maßnahme gegen die Folgen des Treibhauseffekts ist kein Hirngespinst, sondern wird selbst vom Nobelpreisträger Paul Crutzen in Betracht gezogen. Jülicher Atmosphärenforscher warnen nun zusammen mit ihren US-amerikanischen Kollegen vor den Folgen eines solchen sogenannten Geo-Engineering, denn die Sulfate würden die vor UV-Strahlung schützende Ozonschicht an den Polen gravierend schädigen.

"Unsere Ergebnisse zeigen, dass dieser Ansatz einer künstlichen Verringerung der globalen Erwärmung große Risiken mit sich bringen würde", sagt Simone Tilmes, Hauptautorin der Studie und Klimaforscherin am National Center for Atmospheric Research in Boulder (NCAR). Zusammen mit ihren Kollegen Rolf Müller vom Forschungszentrum Jülich, Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, und Ross Salawitch von der University of Maryland berechnete sie, wie stark Sulfatpartikel die Ozonschicht in der polaren Stratosphäre zwischen 10 und 25 Kilometer Höhe schädigen würden.

Durch die Sulfatpartikel wird stratosphärisches Chlor chemisch so verändert, dass es eine rapide Ozonzerstörung verursacht. So könnten zwischen einem Drittel und der Hälfte der Ozonschicht über der Arktis zerstört werden. Über der Antarktis ist zusätzlicher Ozonabbau kaum noch möglich, da dort schon heute das gesamte Ozon in der Stratosphäre zerstört ist. Jedoch würde sich die derzeit langsam einsetzende Regenerierung der Ozonschicht um weitere 30 bis 70 Jahre verzögern.

In ihrer Veröffentlichung vergleichen die Wissenschaftler den künstlichen Sulfateintrag in die Atmosphäre mit dem natürlichen Eintrag durch Vulkanausbrüche. Grundlegende Daten lieferte ihnen der Ausbruch des Pinatubos auf der Philippinen-Insel Luzon am 15. Juni 1991. Der Vulkan spie dabei etwa zehn Millionen Tonnen Sulfate in die Atmosphäre. Diese verteilten sich rund um den Globus und führten in den Folgejahren zu einer spürbaren Abkühlung der Atmosphäre, aber auch einer Schädigung der Ozonschicht. "Ohne die Daten des Pinatubo-Ausbruchs wären unsere Abschätzungen nicht möglich gewesen", sagt der Jülicher Atmosphärenforscher Rolf Müller.

Originalveröffentlichung: Simone Tilmes, Rolf Müller, und Ross Salawitch; "The sensitivity of polar ozone depletion to proposed geoengineeringschemes", ScienceExpress 2008.

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