Chemiker erhalten 300.000 US-Dollar für Forschungsarbeit
Gemeinsam mit Kollegen aus Heidelberg, Frankreich und den USA wurde Giannis in ein Programm der Human Frontier Science Program Organization aufgenommen. Die Fördersumme in Höhe von knapp 193.000 Euro ermöglicht es ihm, eine Postdoktorantenstelle einzurichten und dadurch die in seiner Arbeitsgruppe betriebenen Studien zur Zellteilung weiter voranzubringen. Die Wissenschaftler Athanassios Giannis, Dr. Carsten Janke, Dr. Thomas Surrey und Dr. Christine Verhay wurden aus einem Feld von 780 internationalen Bewerbergruppen ausgewählt. Was Prof. Giannis besonders freut: Die internationalen Gutachter bescheinigten dem Forschungsvorhaben, dass es einen echten Durchbruch bei der Behandlung von Krebspatienten bringen könnte. "Wenn wir die Mechanismen der Zellteilung endlich verstehen, was wir bisher nicht tun, dann können wir neue Wirkstoffe zur Behandlung von malignen und proliferativen Erkrankungen entwickeln", erklärt Giannis. Die Zellteilung, die normalerweise kontrolliert abläuft und auch irgendwann ein Ende hat, ist bei Krankheiten wie Krebs gestört.
Im Zentrum der Forschung der Wissenschaftler steht das so genannte Tubulin, ein Protein, das in den Zellen aller Organismen vorkommt. Aus mehreren Tubulinmolekülen entstehen die Mikrotubuli. Dabei handelt es sich um die röhrenförmigen Strukturen einer Zelle, die für deren Architektur und Stabilität wichtig sind. "Man kann vereinfacht sagen, dass es Zellfäden sind, die den Zellen als Transportwege dienen", erläutert der Leipziger Chemiker, der auch ein Medizinstudium abgeschlossen hat. Jeder dieser Fäden erfüllt eine bestimmte Funktion, die über seine Oberfläche definiert wird. "Es ist vergleichbar mit den verschiedenen Transportwegen, die wir auf unserem Globus sehen", so Giannis. So wie Straßen Kraftfahrzeugen, Schienen Zügen und Flüsse Schiffen vorbehalten sind, sind auch den Zellfäden bestimmten Aufgaben zugeordnet. "Wer etwas transportiert und wohin er es transportiert, wird durch die Oberfläche festgelegt."
Die molekulare Struktur, die diesen Gebilden zugrunde liegt, ist bekannt. Noch zu untersuchen ist jedoch die Funktion von Enzymen bei der Tubulimodifikation. "Wenn es uns gelingt, Stoffe zu entwickeln, die die Modifikation blockieren, werden wir wichtige Erkenntnisse über die Bedeutung der Tubulinmodifikation bekommen und möglicherweise neuartige Zytostatika mit weniger Nebenwirkungen entwickeln können", erklärt Giannis. Die Chemiker würden dafür die passenden Werkzeuge zur Verfügung stellen.
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