Wertvoller als Platin - Chemiker zurück zur TU Berlin

Peter Strasser sucht die Brennstoffzelle von morgen

09.07.2008 - Deutschland

Den viel beklagten "Brain drain" aufzuhalten oder gar rückgängig zu machen ist das erklärte Ziel vieler Forschungseinrichtungen in Deutschland. Mit dem exzellenten Chemiker Peter Strasser, ehemaliger Doktorand des Chemie-Nobelpreisträgers Gerhard Ertl, ist der TU Berlin eine erfolgreiche "Rück"-Berufung aus den USA gelungen. Professor Strasser ist einer von sieben Wissenschaftlern, die Deutschland mit Unterstützung der German Scholars Organization e. V. zurück gewinnen konnte - der einzige für Berlin.

TU-Pressestelle/Dahl

Der Experte für Wasserstoff-Energie Peter Strasser im Labor

In der Raumfahrt werden schon seit Jahren Brennstoffzellen, die auf Wasserstoffbasis arbeiten, verwendet. Sie produzieren aus Wasserstoff und Sauerstoff Wasser und Energie. Als Katalysatoren für diesen sauberen Prozess benötigen sie jedoch das teure Platin. "In der Raumfahrt spielt Geld natürlich keine so große Rolle wie in der Massenproduktion", sagt Peter Strasser. "Doch allein das Platin für eine Auto-Brennstoffzelle könnte 4000 bis 6000 Euro kosten, das ist wenig attraktiv. Es kommt hinzu, dass Platin für bestimmte Reaktionen in der Brennstoffzelle ohnehin kein besonders effektiver Katalysator ist." Attraktiv ist dagegen die Umweltfreundlichkeit von derartigen Brennstoffzellen. Peter Strasser sucht daher nach neuen (Nano-)Materialien für Elektrokatalysatoren, die nicht nur besser, sondern auch billiger sind als das schwer beschaffbare Platin.

Peter Strasser - Lebenslauf und Forschungsinteressen

Prof. Dr. Peter Strasser arbeitete zuletzt am Department of Chemical and Biomolecular Engineering der University of Houston, wo er als Assistant Professor tätig war. Davor war er Gastwissenschaftler bei Sony in Yokohama, Japan sowie 'Principle Scientist' in dem Start-up-Unternehmen Symyx Technologies in Santa Clara (Silicon Valley), Kalifornien, das sich mit der kombinatorischen und Hochdurchsatz-Suche nach besseren Katalysatoren und anderen Funktionalmaterialen befasst. Nach Studium und Forschungsaufenthalten in Tübingen, Pisa und Stanford legte er seine Dissertation 1999 am Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft in Berlin vor. Darin beschäftigte er sich mit Selbstorganisationsphänomenen und der spontanen Entstehung von Ordnung aus Unordnung bei elektrochemischen Reaktionen auf Metalloberflächen, die als Katalysatoren wirken. Sein Doktorvater war Professor Gerhard Ertl, Chemie-Nobelpreisträger 2007.

Neben mehreren hochkarätigen Studien- und Forschungsstipendien für Forschungen in Übersee erhielt er vielfältige Auszeichnungen und Preise, unter anderem die hoch renommierte Otto-Hahn-Forschungsmedaille der Max-Planck-Gesellschaft. Er ist Inhaber mehrerer Patente, die er teilweise mit seinen amerikanischen Forschungspartnern hält.

Der Kontakt zur amerikanischen Forschung wird auch als TU-Professor nicht abreißen. In seiner Forschung konzentriert sich Peter Strasser auf die Entwicklung von Nanomaterialien, die katalytisch nutzbar sind, auf die Umwandlung elektrochemischer Energie, auf Brennstoffzellen, die mit Wasserstoff und anderen Flüssigkeiten arbeiten wie auch auf die biologische Elektrochemie. In Deutschland und Europa wird er mit den großen Synchrotron-Teilchenbeschleunigern wie BESSY in Berlin, DESY in Hamburg oder ESRF in Grenoble (Frankreich) zusammenarbeiten.

Neue Materialien - Patente Katalyse

Erst kürzlich war Strasser mit seiner amerikanischen Arbeitsgruppe ein großer Erfolg beschieden: Sie entwickelten ein Nano-Material, bei dem ein superdünner Platinmantel einen Kern aus einer Kupfer-Kobaltlegierung umhüllt. Dieses Material ist als Katalysator in einer Wasserstoff-Sauerstoff-Brennstoffzelle rund dreimal so effektiv wie reines Platin - und außerdem viel billiger.

Und auch für die Vermittlung des schwierigen Stoffes "Katalyseforschung" an die nächste Generation ist Peter Strasser der richtige Mann: In US-amerikanischen Elementary und Highschools hielt er Vorträge über Wasserstoff und Brennstoffzellen, um Kinder und Jugendliche für Naturwissenschaft und Technik zu begeistern.

Die German Scholars Organization e. V.

Seit 2006 betreut die German Scholars Organization e. V. in Berlin für die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung das neue Förderprogramm "Rückkehr deutscher Wissenschaftler aus dem Ausland". Mit dem Programm unterstützt sie deutsche Universitäten im internationalen Wettbewerb um hochkarätige Wissenschaftler. Exzellente Berufungen werden mit bis zu 100 000 Euro über fünf Jahre gefördert. Derzeit gibt es bundesweit sieben Bewilligungen (eine in Berlin), rund 20 weitere sind beantragt.

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