Solarbranche hungert nach Silizium
In reinster Form gefragt wie nie
(dpa) Silizium ist eines der am häufigsten auf der Erde vorkommenden Elemente und im Quarzsand überall zu finden - und doch in reinster Form gefragt wie nie. Der Hunger der Industrie nach dem Rohstoff ist ungebrochen. Die Chipindustrie braucht Silizium von fast 100-prozentiger Reinheit. Auch die boomende Solarbranche kommt nicht ohne aus, gibt sich aber mit einer Reinheit von 99,9999 Prozent zufrieden. Firmen versuchen, sich Lieferungen bei den wenigen Herstellern auf Jahre zu sichern. Forschungen zu neuen Technologien zum sparsamen Einsatz des Rohstoffs und für kostengünstige Aufbereitungsprozesse stehen im Blickpunkt.
Die weiter steigende Nachfrage bis 2010 prognostiziert ein vom Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) in Auftrag gegebenes Gutachten. Demnach werden sich die Produktionskapazitäten bei Solarzellen im Vergleich zu 2007 um 111 Prozent und bei kristallinen Solarmodulen um 145 Prozent erhöhen.
Um diesen Bedarf zu befriedigen, werden die Siliziumkapazitäten am Standort Deutschland in gleichen Maße ausgebaut. «Für 2010 rechnen wir mit einer Siliziumkapazität in Deutschland von jährlich rund 27 500 Tonnen, damit kann der steigende Rohstoffbedarf der Branche gedeckt werden», sagt BSW-Geschäftsführer Carsten Körnig.
Zunächst gilt aber die alte Regel: So wenig wie nötig einsetzen und soviel Nutzen wie möglich erreichen. Was bei Pappe, Papier oder Glas schon seit Jahren gang und gäbe ist, wird in der Branche nun Alltag: Die Wiederaufbereitung. Der SolarWorld-Konzern hat angesichts immer knapperer Siliziumreserven an seinem Standort im sächsischen Freiberg die Weichen gestellt und einen eigenen Geschäftsbereich SolarMaterial gegründet.
Die weltweite Nummer zwei bei der Herstellung von hochreinem Silizium ist der Münchner Chemiekonzern Wacker. «80 Prozent der Produktionsmengen sind auf Jahre verkauft», sagt Firmen-Sprecher Christof Bachmair. Konzernchef Rudolf Staudigl sieht angesichts der weltweiten Nachfrage sein Unternehmen gut gerüstet: Erst im April wurde in Jena ein neues Werk zur Herstellung von multikristallinen Wafern für die Solarindustrie in Betrieb genommen. «Um die Nachfrage zu decken, müssen Prozesse und Verfahren entwickelt werden, wo mit einem Minimum an Materialeinsatz das Maximum herausgeholt werden kann», sagt er.
«Unser Ziel ist es: Kosten senken bei guter, am besten weiter verbesserter Effizienz», beschreibt Eicke R. Weber, Direktor des Fraunhofer-Institut für solare Energiesysteme in Freiburg, Forschungsschwerpunkte. Die Zukunft werde in Dünnschichtsolarzellen gesehen. «Ein anderes Thema ist das 'dirty Silicon', also die Verwendung von metallurgischem Silizium, das nicht die bislang aufwendigen Herstellungsprozesse durchlaufen muss», sagt Weber, der sich mit diesem Thema bereits in den USA beschäftigte. «Dieses Material ist billiger in der Herstellung, die Fertigung verbraucht bedeutend weniger Energie, und kann sehr viel schneller im Volumen hochgefahren werden.» 'Dirty Silicon' sei zwar nicht so rein wie das hochreine Halbleitersilizium, aber immer noch ein sehr reines Material, so Weber.
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