Der nächste Schritt zum Biokraftstoff
Start für bioliq® Projektstufe II am KIT: Vertragunterzeichnung zur Vergaserstufe
Markus Breig
Das mehrstufige bioliq®-Verfahren ermöglicht es nach eigenen Angaben, aus Stroh und anderen land- und forstwirtschaftlichen Reststoffen vollsynthetischen Diesel- oder Ottokraftstoff herzustellen, dessen Qualität über der anderer Biokraftstoffe und selbst der Mineralölprodukte liegt.
Synthesekraftstoffe, auch BtL-Kraftstoffe genannt (Biomass to Liquids), verringern die Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen, reduzieren die Menge an gesundheits- und klimaschädlichen Verbrennungsrückständen und führen nicht zu einer Erhöhung des Kohlendioxid (CO2 )-Gehaltes in der Atmosphäre, d.h. sie sind CO2-neutral. Das am KIT entwickelte und nun gemeinsam mit Lurgi technisch umzusetzende bioliq®-Verfahren wird dem regionalen Aufkommen von Biomasse mit ihrem meist niedrigen Energieinhalt gerecht und ermöglicht zugleich eine großtechnische und damit wirtschaftliche Erzeugung von Kraftstoffen.
In einem dezentralen ersten Schritt wird die Biomasse durch eine so genannte Schnellpyrolyse in ein transportfähiges flüssiges Zwischenprodukt hoher Energiedichte (bioliqSynCrude®) umgewandelt, das wirtschaftlich über weite Strecken in Großanlagen zur Synthesegas- und Kraftstofferzeugung transportiert wird. Die als erste Baustufe bereits errichtete Pilot-Anlage zur Schnellpyrolyse am KIT befindet sich derzeit im Anfahrbetrieb.
Nun wird der zweite Schritt des bioliq®-Verfahrens, die Synthesegaserzeugung aus dem Zwischenprodukt bioliqSynCrude® umgesetzt. Die Forschungszentrum Karlsruhe GmbH und die Lurgi GmbH, ein Unternehmen in der Verfahrenstechnik und im Anlagenbau, schließen die Verträge zur Errichtung und zum gemeinsamen Betrieb des Flugstromvergasers. Die Investition für die Synthesegaserzeugung wird zu 50 Prozent aus den Mitteln des Förderprogramms Nachwachsende Rohstoffe des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV), vertreten durch die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR), unterstützt und zu jeweils 25 Prozent von den Vertragspartnern Forschungszentrum und Lurgi getragen. Das Land Baden-Württemberg unterstützt die Forschungs- und Entwicklungsarbeiten zum Prozess.
Das Verfahrensprinzip des eingesetzten Flugstromvergasers beruht auf der von Lurgi entwickelten MPG-Technologie (Multi-Purpose-Gasifier), die bisher vor allem für Rückstände aus der Erdölverarbeitung eingesetzt wurde und nun an die Erfordernisse des bioliq®-Verfahrens angepasst wird. Der geplante Flugstromvergaser ist für eine thermische Leistung von 5 MW ausgelegt. Dies entspricht einem Durchsatz von etwa 1 t bioliqSynCrude® pro Stunde. Die Planungs- und Bauzeit der Anlage wird voraussichtlich 34 Monate in Anspruch nehmen. Die Inbetriebnahme des Vergasers ist im Herbst 2011 geplant. Eine nachgeschaltete Gasaufbereitung und Synthese soll die Pilotanlage bis 2012 als dritte Baustufe vervollständigen.
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