Mediziner warnt vor Ritalin - Novartis: Medikament oft untersucht
GÖTTINGEN (dpa-AFX) - Der Göttinger Neurobiologe Gerald Hüther hat vor möglichen Spätfolgen des Novartis-Medikaments Ritalin gewarnt. Mit Ritalin werden weltweit etwa 10 Millionen Kinder mit dem so genannten Zappelphilipp-Syndrom ADHS (Hyperaktivität) behandelt. "Ich muss befürchten, dass wir demnächst immer jüngere Parkinson-Kranke bekommen", sagte Hüther dem Nachrichtenmagazin "Spiegel". Tierversuche hätten gezeigt, dass der in Ritalin enthaltene Wirkstoff Methylphenidat die optimale Hirnentwicklung bei jungen Ratten störe. Hüther ist Professor für Neurobiologie an der Psychiatrischen Klinik der Universität Göttingen.
Vor allem behindert Methylphenidat offenbar das Wachstum der Nervenverbindungen in den Bewegung steuernden Regionen des Gehirns, die auch bei Parkinson-Kranken betroffen sind. Experten gehen laut "Spiegel" von mindestens 160.000 ADHS-kranken Kindern in Deutschland aus.
'VERHEERENDE VERSCHREIBUNGSPRAXIS'
Immer mehr von ihnen erhielten Ritalin, das offiziell zu den Betäubungsmitteln zählt. Allein im Zeitraum von 1995 bis 2000 habe die Pharmaindustrie ihren Ritalin-Absatz in Deutschland um das Zehnfache auf 13,5 Millionen Tagesdosen gesteigert. Hüther sprach angesichts dieses drastischen Zuwachses von einer "verheerenden Verschreibungspraxis". "Kinder sollten so selten wie möglich die Erfahrung machen, dass sie nur mit einer Pille funktionieren können."
Der Ritalin-Hersteller, der Pharma-Konzern Novartis, verwies in Basel darauf, dass das Medikament seit 40 Jahren in Gebrauch und bislang in 170 Studien untersucht worden sei. Bei der Warnung Hüthers handele es sich lediglich um eine weitere Theorie, "die wir auch ernst nehmen", sagte ein Novartis-Sprecher am Samstag auf Anfrage. Aber es gebe auch viele Experten, die dieses Experiment mit Ratten anzweifelten. Auch der Sprecher betonte: "Das Medikament muss verantwortungsbewusst verschrieben werden."
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