Vom "Glastechnischen Laboratorium" zum Konzern: 125 Jahre Schott

19.01.2009 - Deutschland

(dpa) Ein Konzern, der aus einem Labor entstand und sich Anfang der 1990er Jahre wiedervereinigen musste: Die Geschichte des Spezialglasherstellers Schott, der in diesem Jahr sein 125-jähriges Gründungsjubiläum begeht, hat ungewöhnliche Facetten. Die Wurzeln des Konzerns, der mehr als 17.000 Mitarbeiter beschäftigt und im vergangenen Geschäftsjahr (30. September) weltweit einen Umsatz von rund 2,2 Milliarden Euro erwirtschaftete, liegen in Jena. Hauptsitz der Schott AG ist Mainz. Die Unternehmensgeschichte sei auch ein "Spiegelbild der deutschen Zeitgeschichte - also geprägt von Trennung und Wiedervereinigung", sagte Vorstandschef Udo Ungeheuer am Donnerstag in Jena.

In der Thüringer Universitäts- und Industriestadt gründete der Chemiker Otto Schott (1851-1935) im Jahr 1884 das "Glastechnische Laboratorium Schott & Genossen", das elf Mitarbeiter zählte. "Genossen" waren der Feinmechaniker Carl Zeiss (1816-1888) und der Physiker Ernst Abbe (1840-1905), die die optische Industrie in Jena prägten. Ungeheuer nannte es einen Glücksfall, dass sich "drei geniale Köpfe" zusammenfanden. Für die Zeiss-Mikroskope wurden gute optische Gläser gebraucht. Schott entwickelte erstmals Gläser mit genau definierten Eigenschaften und neue Fertigungsverfahren. Der "Glasdoktor" habe die Spezialglasindustrie als völlig neuen Industriezweig begründet. Im September 1884 war der erste Glasschmelzofen in Betrieb gegangen.

Aus der Glashütte entwickelte sich unter dem Dach der Carl-Zeiss- Stiftung, die sich auch sozialen Zielen verpflichtet fühlt, ein Unternehmen, das mit säure- und hitzebeständigem Borosilicatglas Furore machte. Es ermöglicht vielfältige technische Anwendungen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde nicht nur Deutschland, sondern auch Schott geteilt. Die Amerikaner, die Thüringen zunächst besetzten, nahmen Fachleute mit in den Westen, die 1952 unter der Leitung von Erich Schott an den Neuaufbau in Mainz gingen. Nach Jahren, in denen es zwischen Mainz und dem verstaatlichten Jenaer Glaswerk Streitereien über Namens- und Markenrechte gab, folgte 1991 die "Familienzusammenführung".

Ungeheuer: "Bei Schott ist die Wiedervereinigung gelungen." Mehr als eine halbe Milliarde Euro seien bisher in Jena investiert, neue, zukunftsträchtige Geschäftsfelder angesiedelt worden, berichtete Konzernsprecher Klaus Hofmann. An seinem Gründungsort beschäftigt Schott inzwischen wieder rund 1000 Mitarbeiter. Weitere Arbeitsplätze würden mit dem Ausbau der Produktion von Solar-Silizium zusammen mit dem Wacker-Konzern entstehen. 2800 Mitarbeiter seien es in Mainz.

Schott, heute unter anderem Hersteller von Pharmaverpackungen, Glaskeramikkochflächen oder Solartechnik, sehe sich in der Tradition des Erfinder- und Unternehmergeistes seines Gründers, äußerte Ungeheuer. Das Unternehmen habe in den vergangenen Jahren den "größten Modernisierungsprozess in der Firmengeschichte" durchlaufen und sich zu einem Technologiekonzern entwickelt, der in 42 Ländern vertreten sei. Er glaube, dass Schott die Auswirkungen der Wirtschaftskrise besser als manch andere Firmen meistern könne.

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