Krise zwingt ThyssenKrupp zu Personalabbau
(dpa) Die weltweite Wirtschaftskrise zwingt den Stahlkonzern ThyssenKrupp zu Stellenstreichungen unter den rund 197.000 Mitarbeitern. Dabei könnten auch betriebsbedingte Kündigungen nicht ausgeschlossen werden, kündigte ThyssenKrupp-Chef Ekkehard Schulz an. Im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2008/09 (30. September) ist das Ergebnis vor Steuern (EBT) bereits um fast zwei Drittel von 646 Millionen Euro auf 240 Millionen Euro eingebrochen. Der Überschuss ging von 435 Millionen Euro auf 163 Millionen Euro zurück, wie ThyssenKrupp am Freitag in Düsseldorf mitteilte.
"Die gegenwärtige Krise der Weltwirtschaft ist in ihrer Entstehung und Heftigkeit ein Novum", sagte Schulz. Niemand könne derzeit verlässlich einschätzen, wie tief der Einbruch sei und wie lange er anhalten werde. Die globale Rezession habe auch bei ThyssenKrupp "deutliche Spuren" hinterlassen. Vor allem beim Stahl als dem wichtigsten Geschäftsbereich des Konzerns sei es zu einem drastischen und in diesem Maß unvorhergesehenen Nachfrageeinbruch gekommen.
Mit einem Minus von 249 Millionen Euro rutschte der Bereich Edelstahl tief in die roten Zahlen. Alle anderen Geschäftsbereiche wie Stahl, Technologies (Anlagenbau und Werften), Elevator (Aufzüge) und Services schrieben dagegen schwarze Zahlen. Der Konzernumsatz ging im ersten Quartal um sechs Prozent auf 11,5 Milliarden Euro zurück.
Seit Anfang Oktober habe der Konzern weltweit bereits rund 3.000 Stellen gestrichen, davon waren zu rund zwei Drittel Leiharbeiter betroffen, sagte Schulz. Zu der Größenordnung des weiteren Stellenabbaus wollte sich der ThyssenKrupp-Chef vor dem Hintergrund laufender Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern nicht äußern. Schwerpunkte des Stellenabbaus sollen die Bereiche Stahl und Edelstahl sein. Auch Garantien für Standorte könne es nicht geben, sagte Schulz.
Für das angelaufene zweite Quartal erwarte ThyssenKrupp einen noch schwierigeren Geschäftsverlauf. Bei Stahl werde es zu weiteren Kürzungen der Produktion kommen, nachdem der Auftragseingang bereits im ersten Quartal um 36 Prozent auf zwei Milliarden Euro zurückgegangen ist. Die bestellten Mengen nahmen sogar um 56 Prozent ab. Hintergrund sei ein Einbruch bei wichtigen Abnehmern wie etwa der Automobilindustrie, sagte Schulz.
Für das gesamte Geschäftsjahr sei mit einem deutlichem Rückgang beim Umsatz und beim Ergebnis zu rechnen. Unterm Strich werde der Konzern trotz anhaltender Verluste beim Edelstahl jedoch weiter schwarze Zahlen schreiben. "Eine seriöse Einschätzung des Geschäftsverlauf in den kommenden Monaten ist derzeit noch nicht möglich", sagte Schulz. Für das bevorstehende Jahr 2009/10 rechne er jedoch wieder mit einer Stabilisierung des Geschäfts. Auf dem chinesischen Markt seien auch bereits erste Anzeichen einer Erholung zu sehen, sagte Schulz.
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