Chemieindustrie trotz Krise zuversichtlich

18.02.2009 - Deutschland

Die deutsche Chemieindustrie sieht sich gut gerüstet, um nach der Rezession durch mehr Kundennähe und Innovationen wieder auf den Wachstumspfad zurückzukehren. Hierfür sollen Stammbelegschaften, besonders in Vertrieb, Marketing sowie Forschung und Entwicklung (F&E), gehalten werden. Produktionskapazitäten werden in geringem Umfang erweitert. Krisenbedingt notwendige Kostensenkungen werden daher aus den Zentralbereichen kommen müssen. Nach wie vor gilt der Standort Deutschland als attraktiv, F&E-Aktivitäten und Produktionserweiterungen werden ganz überwiegend hier geplant. Dies sind die wesentlichen Ergebnisse des aktuellen CHEMonitors, einem Panel des CHEManagers und der Droege & Comp. Internationalen Unternehmer-Beratung, in dem vierteljährlich 300 Entscheider der Chemieindustrie zu aktuellen Themen dieser Branche befragt werden.

Die Rezession hat die Chemieindustrie vollständig erfasst. Für 2009 rechnet ein Drittel der befragten Top-Entscheider mit einer negativen Entwicklung von Umsatz und Nettoergebnis. Auch die Zahl der Unternehmen, die Umsatzzuwächse über 5 Prozent erwarten, beträgt nun nur noch 26 Prozent, im Vergleich zum Vorjahresbeginn eine Halbierung der Prognose für 2008 (54 Prozent). Für das Nettoergebnis erwarten immerhin noch 22 Prozent ein signifikantes Wachstum über 5 Prozent.

Zentrales Thema ist Kostensenkung

Kostensenkungen rücken daher wieder in den Fokus. Nannten zu Beginn des vergangenen Jahres noch 8 Prozent der Befragten Kostensenkung als Priorität, so sind es nun 29 Prozent. Allerdings sollen die fachlich hoch qualifizierten Belegschaften vom Personalabbau weitgehend verschont bleiben. Hintergrund sind die Erfahrungen aus der Rezession 1993, als die Belegschaften zunächst teuer abgebaut wurden, um sie anschließend ebenso teuer wieder aufzubauen. Zudem hat die vorsichtige Personalpolitik der letzten Jahre wenig „Speck“ zugelassen, der einfache Senkungen der Personalkosten ermöglichen würde. Für Energie- und Rohstoffkosten sind keine weiteren Ersparnisse zu erwarten, da sie seit August 2008 signifikant gesunken sind und absehbar eher steigen als weiter sinken werden.

Wichtig ist den Befragten die Sicherung von Vertrieb und Marketing (nur jeweils 4 Prozent der Kostensenkungsschwerpunkte). Von den 13 Prozent der Unternehmen, die einen Personalaufbau planen, wollen 73 Prozent den Vertrieb und 55 Prozent das Marketing stärken. Stattdessen kommen die administrativen Funktionen auf den Prüfstand, 18 Prozent sehen hier wichtige Ansätze zur Kostensenkung.

Immerhin wollen noch 27 Prozent der Unternehmen ihren F&E-Bereich verstärken; im Januar 2008 waren es aber noch 38 Prozent. Ähnlich in der Produktion: Auch hier soll ausgebaut werden, wofür aber nur noch 27 Prozent der Befragten votieren, gegenüber 33 Prozent im Vorjahresvergleich.

Unternehmen planen geringere Investitionen

Die befragten Unternehmen werden ihre Investitionen 2009 verglichen mit den im Januar 2008 geäußerten Plänen deutlich reduzieren: Zogen im Januar 2008 nur 6 Prozent eine Verringerung der Investitionen in Betracht, so sind es nun fast 40 Prozent. Auch wollen nur noch 13 Prozent die Investitionen erhöhen, nachdem dies im Januar 2008 noch 34 Prozent planten. Dabei spielen nach heutiger Kenntnis Finanzierungsrestriktionen der Banken keine entscheidende Rolle.

Die Produktionskapazitäten werden 2009 von lediglich 25 Prozent der befragten Unternehmen ausgebaut werden, und auch dann nur moderat. Untersucht man im Speziellen die Investitionen in Innovationen bzw. F&E, so erscheint das Bild etwas freundlicher: 61 Prozent wollen ihre Investitionen hier erhöhen. Als Ergebnis rechnen die Unternehmen damit, ihre Produktpalette weiter entwickeln zu können: So gehen 32 Prozent davon aus, in 2 Jahren 11 bis 20 Prozent ihres Umsatzes mit neuen Produkten zu machen, weitere 26 Prozent wollen noch bis zu 10 Prozent ihres Umsatzes mit Neuprodukten erzielen. Dies entspricht in etwa den heutigen Anteilen.

Deutschland bleibt attraktivstes Investitionsziel

Regional werden zusätzliche Investitionen fast vollständig auf Deutschland fokussiert: 91 Prozent wollen weiter im Inland investieren, 9 Prozent in den USA/Nordamerika; der Rest der Welt spielt keine Rolle. Die aktuellen Standortbedingungen in Deutschland werden von 73 Prozent der Befragten als „gut/eher gut“ angesehen. Im Vergleich zum Januar 2008 ist dies ein Rückgang um 9 Prozentpunkte, jedoch liegen diese Einschätzungen nach wie vor auf hohem Niveau.

Ein Beleg für die Attraktivität des Standortes Deutschland für die Chemieindustrie ist der regionale Schwerpunkt der F&E Ausgaben: Deutschland liegt mit deutlichem Abstand (68 Prozent) vor allen anderen Ländern und Regionen. Westeuropa, mit traditionell starken Chemie-Ländern wie England, Benelux oder Frankreich kommt insgesamt auf 10 Prozent der Nennungen als Schwerpunktregion, USA/Nordamerika, China und Indien auf insgesamt 5 Prozent.

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