Europas Chemiebranche bringt Mammutprojekt hinter sich
(dpa) Weniger Gefahren für Mensch und Umwelt, gleiche Regeln für alle: Diese Ziele soll ein Mammutprojekt erreichen, das die europäische Chemiebranche nun abschließt. Gab es früher in den EU-Mitgliedsstaaten verschiedene Vorschriften für die Regulierung chemischer Stoffe, führt Brüssel diese jetzt in einem Werk zusammen. Gut zehn Jahre nach Inkrafttreten der europäischen Chemikalienverordnung REACH läuft diesen Donnerstag (31. Mai) die letzte Übergangsfrist ab. Die EU-Kommission will strenge Gesetze für Chemikalien europaweit durchsetzen und Regeln vereinfachen.
REACH verpflichtet die Unternehmen, alle in Europa hergestellten oder nach Europa importierten Stoffe ab einer Menge von einer Tonne pro Jahr bei der Europäischen Chemikalienagentur ECHA in Helsinki zu registrieren. Für jeden Stoff - egal, ob etwa Pigmente, Lösemittel oder Wirkstoffe für Arzneien - mussten Firmen Dossiers einreichen. Für die Branche bedeutete das viel Aufwand: Bis Mitte Mai gingen rund 80.000 Registrierungen von europäischen Unternehmen für etwa 20.000 Stoffe bei der ECHA ein, wie der Verband der Chemischen Industrie (VCI) in Frankfurt mitteilte. Etwa ein Viertel der Registrierungen für fast die Hälfte der Stoffe entfiel auf Deutschland.
Die ECHA entscheidet, ob von Stoffen Gefahren ausgehen - etwa wegen ätzender, giftiger oder Krebs erregender Substanzen. Erst wenn Risiken ausgeräumt sind, gibt sie grünes Licht. Die erste Zulassung wurde 2014 erteilt: Mit ihr darf Rolls-Royce einen Weichmacher vorerst weiter in der Produktion von Flugzeugtriebwerken verwenden.
Der VCI forderte aber Vereinfachungen: Denn den aktuellen Regeln zufolge müssten immer mehr Stoffe durch vertiefte Prüfungen, die die Betriebe viel Geld und Planungssicherheit kosteten. «Beides führt zu Wettbewerbsnachteilen für in der EU hergestellte Produkte», kritisierte Gerd Romanowski, VCI-Geschäftsführer für Wissenschaft, Technik und Umwelt.
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