Digitalisierung in der Chemie: Erweiterung des Lehrplans

TU Berlin-Absolvent initiiert neue Vorlesung zu Data Analytics

27.09.2019 - Deutschland

Als Chemieingenieur oder Chemiker erwirbt man umfassendes Wissen darüber, welche Faktoren chemische Reaktionen beeinflussen oder wie Produktionsprozesse in der chemischen Industrie gesteuert werden. Aber welche Erkenntnisse sich mit Hilfe von Data Analytics und Machine Learning aus den anfallenden Labor- oder Prozessdaten ziehen lassen, ist bislang nicht Teil der Ausbildung. Genau das wird die TU Berlin jetzt ändern und beginnt zum Wintersemester 2019/20 mit einer neuen Vorlesung „Data Analytics für Chemieingenieure und Chemiker“.

Die Digitale Transformation gewinnt auch in der Chemischen Industrie mehr und mehr an Bedeutung und moderne chemische Reaktoren produzieren Unmengen verschiedener Daten. Die Grundlagen für die Analyse dieser Daten sollen in der neuen Vorlesung vermittelt werden. 

TU Berlin-Absolvent Tino Mundt kennt die Problematik aus dem eigenen Berufsleben: „Ich sehe immer wieder wie wichtig es ist, zum Beispiel in Data Mining-Projekten das Wissen um Daten und deren Analyse mit chemischem und verfahrenstechnischem Wissen zu kombinieren. Geschieht das nicht, werden Fehler oft an der falschen Stelle gesucht oder es werden falsche Schlussfolgerungen gezogen. Dabei ist das Potential dieser neuen Werkzeuge in der Industrie und für den Alltag von Chemiker*innen und Chemieingenieur*innen riesig.“ Der Wirtschaftsingenieur mit Schwerpunkt Chemie und Verfahrenstechnik arbeitet heute bei der Firma DexLeChem – einem Spin-off der TU Berlin. Er hat sich von Anfang an im Bereich Data Science spezialisiert und dieses Wissen erfolgreich in verschiedenen Industriebereichen eingesetzt. Mit seinen Erfahrungen aus dem beruflichen Alltag hat er sich an seine Alma Mater gewandt und den Vorschlag einer neuen Vorlesung eingebracht: „Data Analytics für Chemieingenieure und Chemiker“.

Bei Prof. Dr. Reinhard Schomäcker, Professor für Technische Chemie an der TU Berlin wurde sein Vorschlag gerne aufgenommen.  „Wir sehen unsere Aufgabe darin, angehende Chemieingenieur*innen und Chemiker*innen interdisziplinär auszubilden, und somit in die Lage zu versetzen, die digitale Transformation der chemischen Industrie mit zu gestalten“, so Reinhard Schomäcker. „Daher freut sich das Fachgebiet Technische Chemie gemeinsam mit der Chemical Invention Factory (CIF) im Wintersemester 2019/20 das Lehrangebot um den Pilotkurs ‚Data Analytics für Chemieingenieure und Chemiker‘ zu erweitern, der von Tino Mundt durchgeführt wird.“ Das Besondere an dem Kurs: Die 30 Studierenden arbeiten und rechnen mit realen Daten aus abgeschlossenen Projekten, die von dem Spezialchemie-Konzern LANXESS zur Verfügung gestellt werden.

Die Studierenden werden die Grundlagen von Data Analytics und Data Science mittels der Programmiersprache Python erlernen. Dabei werden sie im Rahmen eines konkreten Projektes in die technische Praxis eintauchen. Ziel ist es, dass die Studierenden die Grundlagen zur Bearbeitung von Data-Analytics-Projekten in der Industrie erlernen – von der Problemstellung bis zur Präsentation der Ergebnisse.

„Die Möglichkeit für die Studierenden, anhand realer Beispiele aus der chemischen Industrie zu lernen, wie man Produktionsprozesse und chemische Reaktionen mit Hilfe von Daten analysiert und verbessert, ist einzigartig“, so Reinhard Schomäcker, „dieses Wissen ließe sich ohne die Beteiligung der beiden Praxis-Partner gar nicht so umfassend vermitteln.“

„LANXESS sucht zunehmend Fachkräfte, die sowohl das chemisch-technische, als auch das digitale Wissen mitbringen, um alle Möglichkeiten der Digitalisierung auszuschöpfen. Diese neuen Talente sind ein unverzichtbarer Baustein für die Digitale Transformation, daher unterstützen wir die TU Berlin in der Erweiterung des Lehrplans für angehende Chemiker und Chemieingenieure“, so Jörg Hellwig, Chief Digital Officer bei LANXESS.

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