Grüner Boom: Weiteres Wachstum für Biokunststoffe

06.02.2020 - Deutschland

Polymilchsäuren, Stärke-Mischungen, Cellulose und andere Biokunststoffe erzielen deutlich höhere Wachstumsraten als herkömmliche Standardkunststoffe aus Erdöl oder Erdgas. „In immer mehr Anwendungsgebieten können Biokunststoffe eingesetzt werden“, erläutert Oliver Kutsch, der Geschäftsführer des Marktforschungsinstituts Ceresana. Ceresana hat bereits zum fünften Mal den Weltmarkt für „grüne“ Polymere untersucht. Die Analysten prognostizieren ihnen auch für die Zukunft eine dynamische Entwicklung: Sie erwarten, dass der Biokunststoff-Umsatz bis 2026 auf rund 4,4 Milliarden US-Dollar wachsen wird.

Bio ist nicht immer kompostierbar

Als Biokunststoffe werden zwei Material-Gruppen bezeichnet, die nicht unbedingt identisch sein müssen: biologisch abbaubare Kunststoffe, die kompostiert werden können - aber auch biobasierte Kunststoffe, die zwar aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden, jedoch kaum verrotten. Biologisch abbaubare Kunststoffe, zum Beispiel Polymilchsäuren (PLA) und Polymere auf der Basis von Stärke, erreichten 2018 einen Markanteil von 56% am gesamten Biokunststoffmarkt. Für diese Produktgruppe erwartet Ceresana bis 2026 ein weiteres Mengenwachstum von 7,1 % pro Jahr. Bei biobasierten Kunststoffen, etwa Polyethylen, PET oder PA, die nicht biologisch abbaubar sind, wird der Zuwachs mit 5,1% pro Jahr voraussichtlich niedriger sein.

Verpackungen sind Hauptanwendung

Die Ceresana-Studie analysiert detailliert, wie sich der Einsatz von Biokunststoffen in den unterschiedlichen Absatzmärkten entwickelt. Der Verbrauch wird dabei untergliedert in die Bereiche starre und flexible Verpackungen, Konsumgüter, Automobil und Elektronik und sonstige Anwendungen. Die wichtigste Absatzbranche für Biokunststoffe war Jahr 2018 die Verpackungsindustrie - mehr als 60% aller Biokunststoffe wurden zu Tüten, Beuteln und anderen Verpackungen verarbeitet. Die höchsten Zuwächse erwartet Ceresana dagegen im Bereich Automobil und Elektronik mit 8,4% pro Jahr.

Die Hersteller und Verarbeiter von Biokunststoffen stehen vor großen Herausforderungen: Preise, Verfügbarkeit und Qualität müssen mit fossilen Rohstoffen konkurrieren. Andernfalls müssen sie einen Mehrwert bieten, der aus Sicht der Verbraucher den Preisunterschied rechtfertigt. Für viele Anwendungen sind Recycling oder Kompostierung ein Vorteil. Dabei spielt allerdings die vorhandene Infrastruktur der Entsorger eine entscheidende Rolle: Probleme entstehen, wenn die Anlagen nicht darauf ausgelegt sind, Biokunststoffe auszusortieren, oder wenn sie diese nicht biologisch abbauen können. Nicht immer werden zum Beispiel die Temperaturen erreicht, die für eine rasche Kompostierung von Tüten aus Biokunststoffen notwendig sind.

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