Nachhaltigkeit siegt beim 20. Deutschen Gründerpreis

StartUp: traceless materials aus Hamburg ersetzen Plastik durch Bio-Granulat aus Getreide-Abfall

14.09.2022 - Deutschland

Nachhaltigkeit siegte beim Deutschen Gründerpreis, am 13.09.2022 zum 20. Mal im ZDF-Hauptstadtstudio in Berlin vergeben wurde. Die Gründerinnen von traceless materials aus Hamburg nahmen den Preis in der Kategorie StartUp für die Entwicklung eines Bio-Granulats aus Getreide-Abfall entgegen, das Kunststoff ersetzt. osapiens aus Mannheim wurden als Aufsteiger für ihre B2B-Softwarelösungen, die eine digitale Grundlage für nachhaltigere Lieferketten schaffen, auszeichnet. Der Deutsche Gründerpreis wird jährlich von den Partnern stern, Sparkassen, ZDF und Porsche verliehen. Für sein Lebenswerk wurde Badezimmer-Visionär Klaus Grohe ausgezeichnet. Den seltenen Sonderpreis verliehen die Partnervertreter des Deutschen Gründerpreises an Tatjana Kiel und ihre Initiative #WeAreAllUkrainians. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz unterstützt den Deutschen Gründerpreis.

Franziska Krug für Deutscher Gründerpreis

Die Hamburgerin Dr. Anne Lamp (31) hat der weltweiten Plastikverschmutzung den Kampf angesagt. Gemeinsam mit Johanna Baare (33) lässt sie einen Bio-Traum Realität werden: Ein Abfallprodukt, das selbst schon bio ist, wird umweltschonend weiterverarbeitet und ersetzt ein Problemprodukt: Getreidereste statt Plastik! Verfahrensingenieurin Lamp hat einen Stoff erfunden, der in vielen Bereichen der Konsumgüter-Herstellung Plastik ohne großen Aufwand ersetzen kann. Das „traceless“-Granulat lässt sich praktisch wie Kunststoff-Granulat verarbeiten, besteht aber nicht aus Erdöl, sondern aus Getreide-Abfall. Die Jury entschied, den Deutschen Gründerpreis in der Kategorie StartUp auch deshalb an traceless materials aus Hamburg zu verleihen, weil „Sie kein Unternehmen auf die Beine stellen wollen, das keine Rücksicht nimmt, sondern eines, das Verantwortung übernimmt, das einen positiven Impact auf die Welt hat.“

Die osapiens-Gründer Alberto Zamora (45), Stefan Wawrzinek (40) und Matthias Jungblut (35) haben Software-Lösungen entwickelt, die Informationen entlang der gesamten Wertschöpfungskette sammeln – vom Rohmaterial über das fertige Produkt bis zum Verkauf an den Endkunden, ebenso über Ereignisse außerhalb des Produktionsprozesses. All diese Informationen und deren von KI-gestützte Beurteilung helfen, nicht nur besser, sondern auch nachhaltiger, zeit- und kostensparender zu planen. Die Gründerpreis-Jury entschied, den Preis in der Kategorie Aufsteiger an das Gründerteam aus Mannheim zu verleihen, weil „Sie eine neue Lösung für ein globales Problem gefunden haben: Transparenz und Risikomanagement bei Lieferketten machen Sie für Unternehmen denkbar einfach. Und damit haben Sie großen Erfolg!" Schon jetzt sei osapiens für rund 200 Unternehmen aus mehr als 40 Ländern im Einsatz.

Jeweils drei Unternehmen sind Finalisten des Deutschen Gründerpreises in den Kategorien Aufsteiger und StartUp.

Dazu gehörten in diesem Jahr als Aufsteiger auch die Appinio GmbH aus Hamburg, deren Marktforschungs-App mit einer völlig neuen Methodik, Social-Media-Mechanismen und einer ordentlichen Portion Entertainment schneller bessere Daten als Wettbewerber gewinnt, sowie die Schüttflix GmbH aus Gütersloh, deren App für Schüttgüter, Transporte und Entsorgung die Logistik in der Baubranche modernisiert.

Als StartUp in die Finalrunde eingezogen war die Additive Drives GmbH aus Dresden, die mit ihrem 3D-Druck-Verfahren für Elektromotoren Autoherstellern weltweit hilft, ihre Produkte zu verbessern, sowie die Aleph Alpha GmbH aus Heidelberg, deren Modell für künstliche Intelligenz es wie kein zweites versteht, logische Zusammenhänge von Text, aber auch von Bildinhalten, zu interpretieren.

Die Preisträger und Finalisten in den Kategorien StartUp und Aufsteiger erhalten eine individuelle, auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Beratung durch die Unternehmensberatung Porsche Consulting GmbH. Zudem übernehmen Kuratoriumsmitglieder des Deutschen Gründerpreises Patenschaften für die jungen Unternehmen. Sie erhalten außerdem ein Medientraining beim ZDF sowie Zugang zum Alumni-Netzwerk des Deutschen Gründerpreises.

Design-Aficionado Klaus Grohe (85) ist einer der Vordenker internationaler Badkultur. Seine Ideen wurden weltweit zum Standard in Badezimmern, Armaturen und Brausen tragen seinen Namen. Seit den 1980er Jahren macht er zudem umweltbewusstes Denken und Handeln zur Maxime in der Produktentwicklung und -fertigung. Mit einem Öko-Pionier am Steuer versteht sich das Schwarzwälder Sanitärunternehmen als „Anwalt des Wassers“. Was aus Heimatliebe entsteht, wird zum „grünen“ Maßstab in der Branche. Der geniale Kopf von Hansgrohe wurde mit dem Deutschen Gründerpreis für sein Lebenswerk ausgezeichnet. „Sie haben aus dem gut aufgestellten Schwarzwälder Familienunternehmen für Sanitärprodukte einen Global Player gemacht, indem Sie von Anfang an alles Konventionelle erstmal in Frage stellten“, so die Gründerpreis-Jury: „Was andere immer schon so gemacht haben, das konnte für Sie nicht die beste Lösung sein. Sie sind nicht nur ein Vordenker. Sie haben immer auch vorgemacht, wovon Sie überzeugt waren und sind damit für viele Gründerinnen und Gründer ein Vorbild!“ Stellvertretend für den erkrankten Klaus Grohe nahm Sohn Richard die Auszeichnung entgegen.

Früher hat Tatjana Kiel die Boxkämpfe der Klitschko-Brüder geplant, heute steht sie im übertragenen Sinn selbst im Ring und kämpft für Ukrainerinnen und Ukrainer: Die Geschäftsführerin von KLITSCHKO Ventures hat gleich zu Beginn des Krieges mit Dr. Wladimir Klitschko die Initiative #WeAreAllUkrainians gegründet. Aus Hamburg organisiert sie Hilfsmaßnahmen und -projekte für die Opfer des russischen Angriffskriegs. Dafür zeichneten die Partner des Deutschen Gründerpreises – stern, Sparkassen, ZDF und Porsche – die Hilfsaktion #WeAreAllUkrainians und ihre Initiatorin mit dem Sonderpreis der Partner des Deutschen Gründerpreises aus. „Sie haben über Nacht eine der wichtigsten und bedeutendsten Hilfsorganisationen für die Ukraine aufgebaut“, so die Jury: „Sie haben abertausende Tonnen Hilfsgüter zusammengetragen und Ihre Kontakte und die von Wladimir Klitschko genutzt und von vielen Unterstützung bekommen. Ihre Hilfe war nur möglich, weil sie in kürzester Zeit eine Organisation aufgebaut haben, die strukturiert ist wie ein perfektes Unternehmen. Das ist eine ganz besondere Gründerleistung. Dutzende Mitstreiter, hunderte Transporte, tausende Tonnen Hilfsgüter. Und kein Ende in Sicht.“

Der Deutsche Gründerpreis für Schüler:innen war bereits am 23. Juni 2022 verliehen worden. Im ZDF-Hauptstadtstudio wurde das Siegerteam VoltVoyage von der Internatsschule Schloss Hansenberg in Geisenheim bei Darmstadt vom Parlamentarischen Staatssekretär Michael Kellner gewürdigt. Die sechs Jugendlichen entwickelten ein Konzept für ein vereinfachtes und klimafreundliches Laden von E-Bikes. Kellner: „Im Team von VoltVoyage haben sich Freundinnen und Freunde gefunden, die aus der Schule eine Innovationsschmiede gemacht haben. Wenn dabei Konzepte entstehen, die sich mit nachhaltigen Lösungen zum Schutz unserer Umwelt und Zukunft beschäftigen, dann freut mich das natürlich ganz besonders. Wir brauchen die unverbrauchten, frischen Ideen der jungen Gründerinnen und Gründer.“

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