Twist-Tanz unterm Stroboskop – THz Laser steuert Kristallgitter von hybriden Solarzellen-Materialien
Wichtige Hinweise für die Entwicklung neuer Materialien für Solarzellen möglich
© Maximilian Frenzel, FHI
Die untersuchten hybriden LHP-Solarzellenmaterialien bestehen aus einem anorganischen Kristallgitter, das als periodisches Gehäuse fungiert um organische Moleküle zu beherbergen. Das Zusammenspiel von freien elektrischen Ladungen mit diesem hybriden Kristallgitter bestimmt, wieviel Elektrizität aus der Energie des Sonnenlichts gewonnen werden kann. Das Verständnis dieser komplizierten Wechselwirkung könnte der Schlüssel zum mikroskopischen Verständnis der außergewöhnlichen optoelektronischen Leistung von LHPs sein.
Forschenden vom Fritz-Haber-Institut in Berlin und ihren internationalen Kolleg*innen ist es nun gelungen die isolierte Kristallgitter-Antwort auf ein elektrischen Feld, welches schneller als in einem Zehntel einer Billionstel Sekunde (100 Femtosekunden) variiert, zu beobachten. Das elektrische Feld wurde hierfür durch eine einzelne hochintensive Lichtschwingung im ferninfraroten, sogenannten Terahertz (THz)-Spektralbereich bereitgestellt. „Dieses THz Feld ist so stark und schnell, dass es prinzipiell als Nachahmung des lokalen elektrischen Feldes einer angeregten Ladung, direkt nach Absorption eines Lichtteilchens, angesehen werden kann.“ erklärt Maximilian Frenzel, einer der führenden Experimentatoren der Studie.
Durch diesen neuen Ansatz beobachten die Wissenschaftler*innen eine synchronisierte Bewegung des Kristallgitters, welche primär aus einer Hin- und Her-Neigung der oktaedrischen Einheiten des anorganischen Gitters besteht. Diese nichtlinear angeregten Vibrationen können im Gegenzug zur dynamischen Abschirmung höherer Ordnung führen und somit potentiell zu einem oft diskutierten Ladungsschutzmechanismus beitragen. „Des Weiteren spielt der zugehörige Neigungswinkel der Oktaeder eine dominante Rolle für die fundamentalen Materialeigenschaften, wie z.B. die kristallographische Phase oder die elektronische Bandlücke“, erläutert Sebastian Maehrlein, Leiter des internationalen Forschungsprojekts. Hiermit kommt anstelle der statischen chemischen Anpassung von Materialeigenschaften eine ultraschnelle dynamische Materialgestaltung in Reichweite: „Da wir jetzt den oktaedrischen Neigungswinkel mit einer einzelnen THz Laser Lichtschwingung präzise modulieren können,“ fasst Dr. Maehrlein zusammen, „können wir hoffentlich in Zukunft Materialeigenschaften nach Bedarf steuern oder sogar neuartige exotische Zustände dieser aufstrebenden Materialklasse entdecken“. Mit der Untersuchung solcher dynamischer Materiezustände hoffen die beteiligten Wissenschaftler*innen Hinweise zum Design der Energiematerialien der Zukunft beizutragen.