Aktuelle Dioxinproblematik: Bundesinstitut für Risikobewertung gibt Entwarnung
BfR hat gesundheitliches Risiko auf Basis der gemessenen Gehalte in Eiern, Schweinefleisch, Geflügelfleisch und Milchprodukten beurteilt
Das BfR legte bei seiner ersten Abschätzung Szenarien zugrunde, in denen Verbraucher über einen längeren Zeitraum täglich 2 Eier (á 60 Gramm) verzehrt hätten. Zugleich wurde angenommen, dass diese Lebensmittel bei jeder Mahlzeit die höchsten gemessenen Gehalte von 12 Pikogramm je Gramm Fett aufwiesen. Nach diesem Worst-Case-Szenario würde die Körperlast (Body-Burden) eines jungen Erwachsenen im Verlauf eines Monats kaum merklich von 10,0 Pikogramm je Gramm Körperfett auf 10,336 Pikogramm je Gramm Körperfett ansteigen.
Unter Körperlast oder Body-Burden versteht man die Menge an Dioxinen, die ein Mensch bei der täglichen Aufnahme von Dioxinen aufgrund der Hintergrundbelastung bis zu einem bestimmten Zeitpunkt seines Lebens angesammelt hat und langfristig in seinem Körper trägt.
Selbst im theoretischen Fall, dass jemand ein Jahr lang Lebensmittel mit den höchsten gemessenen Dioxingehalten verzehrt hätte, stiege dessen Körperlast nur mäßig an. Am Ende des Jahres wäre sie nach dem Verzehr von insgesamt 730 Eiern mit dem höchsten gemessenen Dioxingehalt um 4 Pikogramm auf insgesamt 14 Pikogramm je Gramm Körperfett gestiegen.
Vor 20 Jahren hatten junge Erwachsene noch eine Körperlast von 30 Pikogramm Dioxine je Gramm Körperfett. Selbst bei diesen im Vergleich zu heute hohen Werten konnten bisher keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen nachgewiesen werden. Das BfR kommt daher zu dem Schluss, dass selbst bei Menschen, die in jüngster Zeit in größerem Umfang Eier und Eiprodukte oder Schweinefleisch mit einer Dioxinbelastung über dem jeweiligen Höchstgehalt verzehrt haben, eine gesundheitliche Beeinträchtigung auch langfristig nicht zu erwarten ist.
Legt man die derzeit in Verdachtsproben nachgewiesenen mittleren Dioxin-Gehalte in Lebensmitteln zugrunde, wird die tolerierbare tägliche Aufnahmemenge (TDI: Menge eines Stoffes, die über die gesamte Lebenszeit pro Tag aufgenommen werden kann, ohne dass spürbare Auswirkungen auf die Gesundheit der Verbraucher festzustellen sind.) allein durch die Aufnahme von Dioxinen (WHO-PCDD/F-TEQ) aus Eiern zu ca. 4 % ausgeschöpft. Dabei wird von einem mittleren Verzehr auf Basis der Daten der Nationalen Verzehrsstudie II ausgegangen. Bei Schweinefleisch liegt dann eine Ausschöpfung des TDI von ca. 1 % vor. Für Vielverzehrer von Eiern und Schweinefleisch ergäbe sich eine Ausschöpfung des TDI von etwa 10% durch Eier und 2 % durch Schweinefleisch.
Bei Stoffen wie den Dioxinen ist nicht die täglich zugeführte Dosis, sondern die im Körper befindliche Menge, also die Körperlast, entscheidend für Auswirkungen auf die Gesundheit. Dioxine reichern sich im Körper an, und jeder Mensch nimmt aufgrund der bestehenden Hintergrundbelastung täglich Spuren von Dioxinen über verschiedene Lebensmittel auf. Es ist folglich dafür zu sorgen, dass auch im Alter eine gesundheitlich kritische Körperlast nicht erreicht wird. Die Aufnahme von Dioxinen über die Nahrung muss deshalb so weit wie möglich minimiert werden. Aus diesem Grund sind Überschreitungen der gesetzlichen Höchstgehalte in Lebens- und Futtermitteln nach Ansicht des BfR nicht hinnehmbar.
Meistgelesene News
Weitere News aus dem Ressort Wissenschaft
Holen Sie sich die Chemie-Branche in Ihren Posteingang
Ab sofort nichts mehr verpassen: Unser Newsletter für die chemische Industrie, Analytik, Labor und Prozess bringt Sie jeden Dienstag und Donnerstag auf den neuesten Stand. Aktuelle Branchen-News, Produkt-Highlights und Innovationen - kompakt und verständlich in Ihrem Posteingang. Von uns recherchiert, damit Sie es nicht tun müssen.