Keine Lösung bei den Tarifverhandlungen

02.03.2011 - Deutschland

Die Tarifverhandlungen für die ostdeutsche chemische Industrie wurden nach mehrstündigen Gesprächen ergebnislos vertagt. Für die Arbeitgeberseite kommt Verhandlungsführer Peter Prosch zu dem Ergebnis, dass viele Emotionen, hohe Erwartungen und wenige Fakten die Debatte bestimmen. Für die Branche stehe zumindest fest, dass es derzeit nur eine Erholung von der Krise gebe. „Darüber hinausgehende Zuwächse gibt es im Verbandsgebiet nicht. In dieser Situation können wir nicht über einen nachhaltigen und gesicherten Aufschwung reden“, sagte er nach der Diskussion.

Die Arbeitgeber sind froh, dass sich die Branche schneller als erwartet erholt. Das bisherige Wachstum ist die erfreuliche Kehrseite des Einbruchs in der Krise. Zwei von drei Unternehmen konnten die Verluste aus der Krise trotz fortschreitender Erholung bisher nicht ausgleichen. Für viele ist noch ein ordentliches Stück Weg zu gehen; Euphorie ist deshalb fehl am Platz. Zumal die Risiken im Umfeld zunehmen: So setzt die Chemie ein Dreiviertel ihrer Produkte im Ausland ab. Bei unseren europäischen Nachbarn und Hauptkunden geht es nur langsam bergauf. Die dortigen Wachstumsraten sind deutlich schwächer. Insbesondere sind es aber explodierende Rohstoffpreise, die den Unternehmen Probleme bereiten. Diese können nicht weitergereicht werden. Die Pharmabranche hat immer noch schwer an der bitteren Pille Gesundheitsreform zu schlucken.

Die Krisenbewältigung im vergangenen Jahr war möglich, da die Sozialpartner gemeinsam an einem Strang gezogen haben. Verantwortungsbewusstes Handeln und das Zusammenspiel von Politik, Gewerkschaften und Unternehmen haben es ermöglicht, Arbeitsplätze in der Krise zu erhalten. Den Preis haben die Arbeitnehmer und die Unternehmen gemeinsam bezahlt. „Wir haben die Krise überwunden. Doch was wir zukünftig verteilen, müssen wir auch sicher erwirtschaften können“, meint Prosch. Insbesondere kleine und mittelständische Betriebe können die Ansprüche nicht nachvollziehen.

Nicht das Ende der Fahnenstange – Zusätzliche Forderungen im Osten

Für das laufende Jahr erwarten die Arbeitgeber ein geringes Wachstum. Insbesondere weil der Aufholeffekt des letzten Jahres entfällt. Deshalb forderte Peter Prosch die Gewerkschaft auf, „zu den Fakten zurückzukehren“. Die Erwartung muss sich an die Realitäten anpassen. Vor allem da die Gewerkschaft zusätzlich alle für die Ostchemie geltenden Tarifverträge gekündigt hat. Den Arbeitgebern liegen zusätzliche Forderungen auf dem Tisch. In einer eigenen Ost-Tarifrunde werden Arbeitszeit- und Entgeltforderungen verhandelt, die eine Kostensteigerung für die Unternehmen von mehr als 10 Prozent, über 390 Millionen Euro pro Jahr, erreichen können. Damit gefährdet die IG BCE den Flächentarifvertrag. Viele Unternehmen der ganz überwiegend klein- und mittelständisch geprägten Branche sind damit über die Grenzen des Machbaren hinaus belastet.

Nach der Verhandlung im Bezirk Nordost folgt abschließend die Regionalrunde im Saarland. Danach werden die Verhandlungen am 15. März auf Bundesebene in Hannover fortgesetzt.

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