Wenn Forscher orakeln: Fußball als Wissenschafts-Spielerei

17.06.2014 - Brasilien

(dpa) Krake Paul okrakelte bei der WM 2010 für jedes Deutschland-Spiel das richtige Ergebnis. Das konnte die Forschergemeinde nicht auf sich sitzen lassen: Mit exakten wissenschaftlichen Methoden berechneten diverse Forscher die WM-Chancen - ohne eindeutiges Ergebnis.

Wissenschaftler orakeln normalerweise nicht, sie analysieren, messen, vergleichen und bewerten. Ihre Ergebnisse sind in der Regal exakt. Doch bei ihren Prognosen zur Fußball-WM zeigen internationale Forscher eine fast so große Bandbreite wie die verschiedenen Tierorakel - Fußball ist eben eine Wissenschaft für sich. Eine Auswahl wissenschaftlicher WM-Prognosen:

- Physiker Stephen Hawking von der University of Cambridge analysierte auf die Bitte eines britischen Buchmachers hin die besten Bedingungen für die englische Nationalelf bei der WM. Demnach sollten sie rote Trikots tragen, in einer 4-3-3-Formation spielen - am besten nachmittags - und südamerikanische Schiedsrichter meiden, um möglichst gut abzuschneiden. Dennoch glaubt Hawking eher an einen Heimtriumph Brasiliens.

- Brasilien ist klarer Favorit für die Statistiker Achim Zeileis, Christoph Leitner und Kurt Hornik von der Universität Innsbruck und der Wirtschaftsuniversität Wien. Als Grundlage für ihre WM-Simulation nutzten sie die Quoten von Buchmachern.

- Auch der amerikanische Statistiker Nate Silver sieht Brasilien vorn. Immerhin habe das Team kein wichtiges Spiel im eigenen Land verloren. Für seine Prognose entwickelte Silver einen speziellen Algorithmus.

- Brasilien, Argentinien, Deutschland oder Spanien: Welche dieser Mannschaften den Titel holt, darauf will sich Informatikprofessor Raúl Rojas von der Freien Universität Berlin nicht festlegen. Mit seinem Team entwickelte er eine Computersimulation, in der sich jeder als Orakel versuchen kann, indem er einzelne Indikatoren für jedes Team gewichten kann.

- Brasilien, Spanien oder Deutschland: Auch Physiker Andreas Heuer von der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster legt sich nicht fest. Für diese drei Mannschaften sei der Sieg jedoch am wahrscheinlichsten. Dafür wurden die FIFA-Weltranglistenwerte der Teams in einen Computer eingegeben und der Spielplan 10.000 Mal durchgespielt.

- Spanien und Deutschland stehen sich im Finale gegenüber, sind sich Jürgen Gerhards von der Freien Universität Berlin, Michael Mutz von der Universität Göttingen und Gert G. Wagner vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung sicher. Die Prognose der Wissenschaftler aus den Bereichen Soziologie, Sportwissenschaften und Wirtschaftswissenschaften basiert auf den Marktwerten der Spieler.

- Im Finale sieht das Team um Daniel Memmert von der Sporthochschule Köln die deutsche Nationalelf nicht. Mit einer Analyse, in der der Sportspielforscher die FIFA-Weltranglisten und aktuelle Wettquoten kombiniert, prognostiziert er die Niederlage Deutschlands im Halbfinale. Der Pokal ginge nach jetzigem Stand an das Team aus Brasilien.

- Es bleibt spannend: Die Mathematiker Javier López Peña und Hugo Touchette von der Queen Mary University of London haben sich die Spieltaktiken der Mannschaften genauer angesehen. Ihr klares Fazit: Spanien wird Weltmeister.

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