Neue Ziele für Weiterentwicklung des Human-Biomonitoring
Projekt geht in die nächste Phase
Ziel der Kooperation ist es, die Kenntnisse über gebräuchliche Industriechemikalien zu verbessern, die vom menschlichen Organismus aufgenommen werden. Dazu werden erstmals Analysemethoden für Stoffe entwickelt, die bisher nicht geeignet gemessen werden können. Der Fokus liegt auf Stoffen, die von der Bevölkerung möglicherweise vermehrt aufgenommen werden oder die eine besondere Gesundheitsrelevanz haben könnten. Bis 2020 sollen für bis zu fünfzig dieser ausgewählten Stoffe oder Stoffgruppen Analysemethoden entwickelt werden.
Die Entwicklung neuer Messmethoden ist zeit- und kostenaufwändig. Dennoch konnten seit 2010 bereits sieben neue Methoden für Chemikalien wie DINCH, DPHP und MDI erarbeitet werden. Erfolge für zwei weitere Stoffe stehen kurz bevor. Die neuen Analysemethoden werden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft als unabhängigem Expertengremium validiert. Bei allen im Projekt ausgewählten Stoffen handelt es sich um Substanzen, die verbrauchernah eingesetzt werden - als Weichmacher für Kunststoffe, als UV-Filter in Kosmetika, als Lösemittel oder Flammschutzmittel usw.
Bei den nun für 2014 ausgewählten Stoffen handelt es sich um DEHA/DOA, DINA, Octocrylen und Lysmeral – zwei Weichmacher für Kunststoffe, einen UV-Filter und einen Riechstoff. Die Auswahl der Stoffe basiert auf den Empfehlungen eines hochrangig besetzten Expertenkreises aus Wissenschaft und Forschung, der Industrie und einschlägigen Fachbehörden.
Der Versuch, geeignete Nachweismethoden für die 2012 ausgewählten Siloxane D4, D5 und D6 zu finden, war erfolglos. Trotz erheblicher Bemühungen ist es nicht gelungen, hinreichend empfindliche und aussagekräftige Methoden zu entwickeln. Statt der Siloxane soll nun für die Chemikalie TDI, die bei der Herstellung von Kleb- und Schaumstoffen eine erhebliche Bedeutung hat, erstmals eine spezifische Nachweismethode erarbeitet werden. Auf diese Weise wollen die Kooperationspartner das ehrgeizige Ziel des Projekts bekräftigen, bis 2020 für bis zu 50 moderne Chemikalien erstmals geeignete Nachweismethoden zu entwickeln.
Die neuen Messmethoden werden nun im Rahmen von zwei Reihenuntersuchungen – im Fünften Umwelt-Survey bzw. an Proben der Umweltprobenbank – angewendet, um Daten über die Relevanz in der Allgemeinbevölkerung oder ggf. deren zeitliche Entwicklung zu gewinnen. Für die Entwicklung der Nachweisverfahren hat der VCI die Verantwortung übernommen und wird dabei von dem Expertenkreis unterstützt und beraten. Für die Anwendung der Methoden liegt die Verantwortung beim BMUB, das hier eng mit dem Umweltbundesamt zusammenarbeitet.
Gelingt es, für möglichst viele chemische Stoffe neue Analysemethoden zu entwickeln, sind damit erhebliche Erkenntnisgewinne verbunden, ob eine Belastung der Bevölkerung mit heute wichtigen Industriechemikalien vorliegt. Bisher muss hier allzu oft auf modellhafte Annahmen zurückgegriffen werden, mit denen gesundheitliche Risiken leicht über- oder unterschätzt werden.
Ob der Nachweis eines Stoffes mit einer gesundheitlichen Belastung einhergeht, bedarf einer toxikologisch-gesundheitlichen Bewertung. Diese Bewertungen sind nicht Bestandteil des Kooperationsprojekts, aber eine notwendige Ergänzung, weil das Vorkommen von Stoffen im Organismus nicht pauschal mit gesundheitlichen Belastungen gleichgesetzt werden kann. Entsprechende Bewertungen nimmt ein unabhängiges Gremium, die Human-Biomonitoring-Kommission beim Umweltbundesamt, vor.
Human-Biomonitoring ist für den gesundheitsbezogenen Umweltschutz ein zentrales Informations- und Kontrollinstrument. Die Daten können als Frühwarnsystem für bisher nicht erkannte gesundheitliche Risiken dienen. Human-Biomonitoring liefert außerdem wissenschaftlich fundierte Daten darüber, ob Verbote oder Beschränkungen bedenklicher Stoffe tatsächlich zu einem Rückgang der Belastung in der Bevölkerung geführt haben.
In der chemischen Industrie stellt das Human-Biomonitoring ein wichtiges Werkzeug der arbeitsmedizinischen Vorsorge dar. Die in diesem Bereich seit vielen Jahren gewonnenen Erfahrungen bringt der VCI in die Zusammenarbeit mit dem BMUB ein. Mit ihrem Engagement unterstreicht die chemische Industrie die hohe Bedeutung des Themas Produktsicherheit.