Quecksilber-Gefahr durch Kohlemeiler?

Ruf nach neuen Grenzwerten

10.04.2015 - Deutschland

(dpa) Die Umweltschutzorganisation Greenpeace wirft der Bundesregierung einen unzureichenden Einsatz gegen schädliche Quecksilber-Emissionen in deutschen Kohlekraftwerken vor. «Die Menschen in Deutschland und Europa müssen endlich vor dem Gift aus Kohlekraftwerken geschützt werden», betonte Energieexperte Andree Böhling am Mittwoch mit Blick auf eine Umfrage, wonach 81 Prozent der Bürger diese Gefahr bisher unbekannt sei. Ebenfalls 81 Prozent sind laut der Emnid-Umfrage für einen Kohleausstieg bis spätestens 2040. Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter betonte: «Die Bundesregierung muss endlich aktiv werden.» Er forderte weit schärfere Grenzwerte.

73 Prozent der Befragten sind als Lösung für eine Nachrüstung mit modernster Filtertechnik, auch wenn dies die Energiepreise erhöhen könnte. Greenpeace forderte, dass Deutschland und die EU sich an den deutlich schärferen Grenzwerten in den USA orientieren müssten.

Die kriselnde Energiebranche warnt vor weiteren Belastungen. Derzeit gibt es heftigen Streit um eine von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) geplante Abgabe für über 20 Jahre alte Kohlekraftwerke, wenn sie eine bestimmte CO2-Ausstoßgrenze überschreiten. Bis 2020 sollen die Kraftwerks-Emissionen so um zusätzliche 22 Millionen Tonnen Kohlendioxid gemindert werden, um das Ziel von 40 Prozent weniger CO2-Emissionen bis 2020 im Vergleich zu 1990 zu schaffen.

SPD-Fraktionsvize Ute Vogt sagte der dpa mit Blick auf Warnungen der Gewerkschaften vor einem Kraftwerkssterben und Jobverlusten: «Das ist ein Horrorgemälde und völlig überzogen.» Man dürfe bei der Kohle die Gefahren nicht unterschätzen. «Es geht nicht nur um CO2, sondern auch um Schwefeldioxid und Quecksilber», sagte Vogt. Gabriels Vorschlag sei sehr maßvoll. Die Linken-Umweltpolitikerin Eva Bulling-Schröter meinte: «Der Kampf um die geplante Abgabe für alte Kohlekraftwerke ist ein Abwehrkampf der Energiekonzerne, die ihr Geschäftsmodell weiter in der Kohle sehen.» Die Zukunft läge in mehr Ökoenergie.

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