Merck und die OLED-Displays – „Wir wollen die Nr. 1 sein“

Interview mit Walter Galinat

14.03.2016 - Deutschland

(dpa-AFX) Der Pharma- und Chemiekonzern Merck KGaA sieht nicht nur in der Medikamentenentwicklung seine Zukunft. Auch bei Neuheiten in der Displaytechnologie schreiten die Darmstädter voran. Im Geschäft mit organischen Leuchtdioden, kurz OLEDs, sieht Merck großesPotenzial. "OLED ist am Anfang der Entwicklungsphase", sagte Walter Galinat, Leiter der Sparte Performance Materials. "Wir sorgen dafür, dass OLED hoffentlich bald zu einer glaubhaften und realen Alternative zu Flüssigkristallen wird."

Die Vorteile, die OLEDs im Vergleich zu Flüssigkristallen nachgesagt werden, sind unter anderem leuchtendere Farben und ein geringerer Energieverbrauch. Außerdem können OLED-Displays gebogen, gefaltet und gerollt werden. So ist die Technologie auch interessant für die Beleuchtungs- und die Automobilindustrie, da kommen sie zum Beispiel als Rückleuchten zum Einsatz. Merck gehört nach eigenen Angaben zu den Top-3-Unternehmen in der Branche.

Allerdings ist die Produktion bisher noch teuer. Das Herstellungsverfahren, das so genannte Aufdampfen, erzeugt jede Menge Materialausschuss und ist damit nicht effizient genug für die Massenproduktion. Merck arbeitet in Kooperation mit dem Druckerhersteller Epson an einem Druckverfahren, bei dem es nahezu keinen Materialverlust gibt. Trotzdem bleibt es noch eine Herausforderung, große Flächen - bei der Herstellung von Flachbildschirmen werden die Scheiben für die Geräte aus großen Stücken herausgeschnitten - ebenmäßig herzustellen.

"In kleinen Geräten hat die Technik Marktreife, bei Flachbildschirmen haben wir noch eine Lernkurve vor uns", sagt Galinat. Bisher sind OLED-Displays vor allem in Smartphones und Smart-Uhren verbaut, vereinzelt in Fernsehern. Große Installationen der oft transparenten Geräte gibt es in Kaufhäusern, Empfangshallen oder auf Messeständen. Damit die Technologie an Fahrt aufnimmt, ist der Einsatz in Fernsehern nötig, denn nur so wird auf Dauer genügend Material verbaut. Bisher ist der OLED-Umsatz bei Merck noch marginal. 2015 war es ein zweistelliger Millionenbetrag. Zum Vergleich: Mit Flüssigkristallen erzielte Merck einen Umsatz von mehr als einer Milliarde Euro, der Gesamtkonzern erlöste fast 13 Milliarden Euro.

In den kommenden Jahren erwarten Marktexperten ein jährliches Wachstum von 40 Prozent. Trotzdem wird die Technik damit voraussichtlich bis 2020 noch nicht einmal einen Anteil von 10 Prozent am Displaymarkt erreichen. Denn auch bei den Flüssigkristallen gibt es Neuerungen, der Markt wächst immerhin noch um 3 bis 4 Prozent im Jahr. Nach Einschätzung von Galinat könnte die Sparte aber irgendwann schneller wachsen als Merck insgesamt. Das brauche Zeit, aber der Spartenchef ist zuversichtlich: "Auch in Zukunft wollen wir in der Lage sein, an der OLED-Entwicklung signifikant teilzuhaben." Die starke Marktposition will das Unternehmen mehr als verteidigen: "Wir wollen die Nr. 1 sein."

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