Lebensmittelfälschern auf der Spur
Neues Forschungsprojekt zur Weiterentwicklung von Methoden für die Prüfung der Echtheit von Lebensmitteln
GutundTasty, pixabay.com, CC0
Eine Schwierigkeit beim Nachweis von Verfälschungen von Lebensmitteln ist die Tatsache, dass üblicherweise nur das gefunden werden kann, was gesucht wird. Ein Lebensmittel wird dabei also auf verschiedene, bereits bekannte Verfälschungen geprüft. Unbekannte Zusätze und Verfälschungen können bei dieser Vorgehensweise jedoch übersehen werden. Ziel jüngerer Forschungsarbeiten ist es daher, sogenannte nicht-zielgerichtete Verfahren zu entwickeln, die es grundsätzlich auch ermöglichen, nicht bekannte Verfälschungen, insbesondere unerwartete Zusätze aufzudecken.
In einem nicht-zielgerichteten Verfahren werden durch die Kombination von Spektroskopie und multivariater Datenanalyse die spektroskopischen Charakteristika der Inhaltsstoffe einer Lebensmittelprobe, also ihr „chemischer Fingerabdruck“, beschrieben. Durch die Erfassung der natürlichen Variation anhand der Untersuchung von unverfälschten authentischen Proben des vorgegebenen Lebensmittels wird eine Referenzdatenbank mit chemischen Fingerabdrücken aufgebaut, gegen die eine neue Probe geprüft wird. Durch den Vergleich mit dem authentischen Spektrum des jeweiligen erwarteten Erzeugnisses ist die Identifizierung vielfältiger Abweichungen bei Produkten, die unabsichtlich oder vorsätzlich chemisch verfälscht wurden, möglich.
Neben den analytischen Voraussetzungen, zu denen vor allem eine ausreichende Vergleichbarkeit der Ergebnisse von Messungen in verschiedenen Laboren gehört, stellt auch die gemeinsame Nutzung von Daten und Datenbanken staatlicher und privatwirtschaftlicher Überwachungs- und Prüfinstitutionen eine große Herausforderung bei der Etablierung dieser Ansätze in der Routineanalytik dar.
Die im Projekt realisierte Integration zugänglicher Fingerprinting-Datenbanken mit standardisierten Protokollen zur Probenuntersuchung, validierter statistischer Datenanalyseverfahren, einheitlicher Datenaustauschformate und einer Anbindung an privatwirtschaftlich betriebene Produkt-Datenbanken bietet erstmalig die Möglichkeit, das in der Fingerprinting-Analytik enthaltene Potenzial effektiv zu nutzen. Es werden kooperativ genutzte, cloud-basierte Lebensmittel-Fingerprinting-Datenbanken geschaffen und offene, reproduzierbare Mustererkennungs- und Datenanalyseverfahren entwickelt. Dazu gehört auch die Verknüpfung mit IT-Systemen, die chargenbezogene Produktinformationen enthalten.
Durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Experten aus den Bereichen Lebensmittelanalytik, Lebensmittelhandel, Softwareentwicklung, Datamining und Standardisierung werden zudem die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass analytische Fingerprinting-Verfahren zukünftig signifikant zur Sicherheit und Transparenz von Lebensmittelwarenströmen bis hin zum Verbraucher beitragen können.
Die GS1 Germany GmbH wird im Konsortium das dreijährige Forschungsprojekt mit fünf Partnern koordinieren. Beteiligt sind neben dem Bundesinstitut für Risikobewertung die Uni Konstanz, FB Informatik & Informationswissenschaft ,Konstanz; die Lablicate GmbH, Hamburg; die Eurofins Analytik GmbH, Hamburg; und die benelog GmbH & Co. KG, Kerpen.
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