Halogeneffekt schützt Leichtbauwerkstoffe vor Oxidation
Otto von Guericke-Preis 2004 an DECHEMA-Professor
Professor Michael Schütze, Jahrgang 1952, studierte Werkstoffwissenschaften an der Universität Erlangen-Nürnberg und promovierte 1983 an der Rheinisch-Westfälischen TH Aachen, wo er sich 1991 auch habilitierte. Seit 1996 ist er Institutsleiter Werkstoffe am Karl-Winnacker-Institut der DECHEMA in Frankfurt am Main.
Mit seinen Arbeiten zum Halogeneffekt als innovativer Oxidationsschutz von neuartigen Leichtbauwerkstoffen (Titanaluminide) wird es möglich, diese bei Temperaturen bis zu 1000 Grad Celsius einzusetzen. Nach der Implantation von Halogenen in die Oberfläche der Bauteile werden selbst nach längeren Betriebszeiten nur wenige Mikrometer Metall durch Oxidation abgetragen. Die sich dadurch ergebende deutliche Erweiterung der Einsatzgrenzen dieser Werkstoffgruppe ist im Automobilbau und in der Luft- und Raumfahrt sowohl aus technologischer wie auch aus wirtschaftlicher Sicht von erheblicher Bedeutung.
Werden relativ geringe Mengen Halogen (Fluor, Chlor, Brom oder Jod) über Ionenimplantation oder Flüssigkeits-Tauchprozesse in die äußerste Werkstoffzone übertragen, tritt ein überraschender Oxidationsschutzeffekt auf. Die Halogene "lösen" bei Temperaturen zwischen 700 und 1000 Grad Celsius das Aluminium selektiv in Form von Aluminiumhalogeniden aus der Werkstoffoberfläche heraus. Verlassen die gasförmigen Halogenide die Oberfläche, reagieren sie mit dem Sauerstoff der Umgebung. Es bildet sich eine hauchdünne keramische Schutzschicht aus festem Aluminiumoxid, diese ist gasdicht und selbstheilend.
Vorteil dieser Oberflächenbehandlung ist, daß die Halogene auf eine oberflächennahe Schicht von etwa einem Mikrometer begrenzt bleiben und die mechanischen Bauteileigenschaften nicht beeinflussen. Weiterentwicklungen im Rahmen der Forschungsarbeiten des Preisträgers zusammen mit dem Institut für Ionenstrahlphysik und Materialforschung des Forschungszentrums Rossendorf erlauben die Implantation nicht nur für ebene Oberflächen, sondern auch für komplexe Strukturen.
Für weniger hochpreisige Anwendungen, für die eine hohe Präzision nicht unbedingt notwendig ist, laufen Arbeiten zur Entwicklung kostengünstigerer Verfahren wie Tauchen, Streichen oder Spritzen von halogenhaltigen Reservoirschichten, die nach Eindiffundieren der notwendigen Halogenmenge in die Werkstoffoberfläche wieder entfernt werden. Die Arbeiten zeigen ähnliche Erfolge wie die Ionenimplantation mit geringen Abstrichen bei der Gleichmäßigkeit des Effekts über die gesamte Oberfläche.
Meistgelesene News
Weitere News aus dem Ressort Wissenschaft
Holen Sie sich die Chemie-Branche in Ihren Posteingang
Mit dem Absenden des Formulars willigen Sie ein, dass Ihnen die LUMITOS AG den oder die oben ausgewählten Newsletter per E-Mail zusendet. Ihre Daten werden nicht an Dritte weitergegeben. Die Speicherung und Verarbeitung Ihrer Daten durch die LUMITOS AG erfolgt auf Basis unserer Datenschutzerklärung. LUMITOS darf Sie zum Zwecke der Werbung oder der Markt- und Meinungsforschung per E-Mail kontaktieren. Ihre Einwilligung können Sie jederzeit ohne Angabe von Gründen gegenüber der LUMITOS AG, Ernst-Augustin-Str. 2, 12489 Berlin oder per E-Mail unter widerruf@lumitos.com mit Wirkung für die Zukunft widerrufen. Zudem ist in jeder E-Mail ein Link zur Abbestellung des entsprechenden Newsletters enthalten.