Chemiebranche setzt Aufschwung fort - trotz Reach

08.03.2006

Jahrelang wurde über die Verordnung zur Registrierung, Bewertung und Zulassung chemischer Stoffe (Reach) verhandelt. Im Dezember 2005 hatten sich die EU-Regierungen dann auf eine Neuausrichtung der Chemikalienpolitik verständigt. Vorgesehen sind unter anderem die Registrierung und Tests von rund 30.000 Chemikalien. In der europäischen Chemiebranche stieß die Verordnung wegen Kosten in Milliardenhöhe auf Widerstand. Trotz Reach werdendie Aussichten für die Chemiebranche weltweit als gut beschrieben und auch für 2006 wird eine Fortsetzung des Aufwärtstrends prognostiziert. Die konkreten Auswirkungen der neuen Verordnung für die Branche sind ein Schwerpunktthema der 7. Handelsblatt Jahrestagung für die Chemische Industrie "Chemie 2006" (3. und 4. Mai, Mainz).

Die Entscheidungen des EU-Parlaments zur Chemikalienpolitik bezeichnet der Präsident des Verbandes der Chemischen Industrie Werner Wenning als widersprüchlich: "Die Weichen für die Reform des Chemikalienrechts sind leider nur beim Registrierungsverfahren in die richtige Richtung gestellt worden. Bei der Aufgabe, ein wirtschaftlich verträgliches Reach zu entwerfen, seien die Abgeordneten auf halbem Wege stehen geblieben. Positiv bewertet Wenning die Entschärfung der fünfjährigen Zulassungsfrist: "Wir begrüßen es nachdrücklich, dass der Ministerrat die Vorgabe einer Zulassungsfrist von fünf Jahren, die Rechtssicherheit und Planbarkeit von Investitionen massiv in Frage stellen würden, entschärft hat. Auf der Handelsblatt-Tagung wird der VCI-Präsident über die strategischen Faktoren für den Chemiestandort Deutschland sprechen.

Über den aktuellen Stand zur Reach-Verordnung referiert Dr. Werner Langen, MdEP und Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Gruppe im Europäischen Parlament. Langen bewertet das Ergebnis als einen "Schritt in die richtige Richtung, der allerdings noch nachgebessert" werden muss. Der CDU-Industriepolitiker ist überzeugt, dass trotz vielfältiger Verbesserungen die jetzt gefundene politische Einigung im Rat nach wie vor zu teuer, zu bürokratisch und zu langwierig ist und insbesondere den kleinen und mittleren Unternehmen der chemischen Industrie, aber auch der nachgelagerten Industriebereiche erheblich zu schaffen machen wird.

Die originären Aufgaben des Chemiehandels sieht Birger Kuck im Wandel begriffen. Der Vorstandsvorsitzende der Biesterfeld AG geht in seinem Vortrag auf die Funktion des Chemiehandels ein und stellt der Globalisierung die Europäisierung gegenüber. Wie man Wachstum durch Akquisitionen erreicht, erläutert Seifi Ghasemi, Chairman und CEO der Rockwood Specialities Group. Gashemi kann dabei auf aktuelle Erfahrungen zurück greifen: Nach Genehmigung durch das Kartellamt der Europäischen Union hat Rockwood die Übernahme der Geschäftsbereiche Rheologische Additive und Kohlefreie Entwickler der Süd-Chemie AG in München abgeschlossen. "Mit den Geschäftsbereichen der Süd-Chemie steigern wir unsere Produktionskapazitäten auf dem Gebiet der Hochleistungsadditive. Sie liefern uns zusätzliche Ressourcen, so dass wir unseren Kunden nun weltweit ein umfassendes Portfolio an Produkten, Technologien und Dienstleistungen anbieten können", erklärte Ghasemi.

Fokus auf Kerngeschäfte, gezielte Akquisitionen, angepasste Geschäftsmodelle und eine globale Ausrichtung hält Dr. Armin Meyer, Präsident des Verwaltungsrates und Ciba-Chef für relevante Erfolgsfaktoren in der Spezialchemie. Inwieweit Innovationen als Wachstumstreiber für die Chemische Industrie wirken und welche Strukturen dafür vonnöten sind, beschreibt Prof. Dr. Dieter Jahn, Präsident der Gesellschaft Deutscher Chemiker und Senior Vice President der BASF in seinem Vortrag.

Moderiert wird die Handelsblatt Jahrestagung von Dr. Gottfried Zaby, ehemaliges Mitglied des Vorstandes der Bayer AG. Kooperationspartner des Chemie-Branchentreffs sind der VCI und erstmals der Verband Chemiehandel VCH.

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