Meilensteine der Analytik

Sonderschau zur 20. Analytica

26.04.2006

Die analytica feiert dieses Jahr ihr 20. Jubiläum: 1968 öffnete die erste Analytica unter dem offiziellen Titel "Internationale Fachausstellung für Biochemische Analyse mit Tagung Biochemische Analytik" auf dem alten Münchner Messegelände ihre Tore. Die Premiere mit 90 Ausstellern aus neun europäischen Ländern und 4.000 Fachbesuchern aus 17 Nationen war so erfolgreich, dass die Analytica als zweijährige Fachmesse in das Münchner Messeprogramm aufgenommen wurde. "Die Analytica ist die Leistungsschau einer Branche, die sich durch Innovationsstärke auszeichnet. Seit nunmehr 38 Jahren präsentiert sie Neuheiten und Trends für Labors in Wirtschaft und Wissenschaft einem breiten europäischen Fachpublikum und hat sich als wichtiger Impulsgeber der Branche etabliert", erläutert Klaus Dittrich, Geschäftsführer der Messe München GmbH.

Von der manuellen Analyse zur Laborrobotik

Die letzten 40 Jahre wurden Analytik und Labortechnik von entscheidenden wissenschaftlichen und technologischen Entwicklungen geprägt, die das Bild der Analytik revolutionierten: Mikroprozessoren und Computer hielten Einzug in die Labors, analytische Verfahren wie z.B. Gaschromatographie und Massenspektroskopie wurden in sogenannten Hybridsystemen kombiniert und beschleunigten die Analysezeiten. Die analytischen Geräte selbst wurden hinsichtlich der Detektion immer empfindlicher und präziser, was zu einer Reduzierung des benötigten Probenmaterials führte. Auch hielt die Automatisierung Einzug in die Labors: Laborroboter übernahmen die ehemals manuelle Vorbereitung von Proben, Hochdurchsatz-Lösungen wie High-Troughput Screening (HTS) oder High Perfomance Liquid Chromatographie (HPLC - Hochleistungs-Flüssig-Chromatographie) erlaubten durch die robotergestützte und vollautomatische Untersuchung tausender von Proben oder Wirkstoffkandidaten völlig neue Zeitdimensionen bei der Suche nach neuen Medikamenten, der Überprüfung von Rohstoffen und Lebensmitteln oder der Analyse von Wasser, Luft- und Bodenproben.

Biotechnologie: Analytica als Plattform für Verfahren zur Entschlüsslung der Gene

Mit der ersten Isolierung eines einzelnen Gens läutete 1969 der US-amerikanische Biochemiker, Mikrobiologe und Genetiker Jonathan Beckwith das Zeitalter der Gentechnik ein. In den Folgejahren wurden durch die von Frederick Sanger entwickelte Methode der Bestimmung der Nukleotid-Abfolge in einem DNA-Molekül (DNA-Sequenzierung) und das von Kary Mullis entwickelte Verfahren zur Vervielfältigung der DNA (PCR - Polymerase-Kettenreaktion) die Genanalytik massiv vorangetrieben - die moderne Biotechnologie mit allen ihren Forschungsdisziplinen war geboren. Die Analytica begleitete diesen jungen und dynamischen Forschungszweig von Anfang an, mit dem Ziel, Schaufenster nicht nur für die aktuellen Forschungsergebnisse, sondern insbesondere auch für marktreife Produkte und Verfahren in Biotechnologie und Life Sciences zu sein. Klaus Dittrich: "Zieht man eine Bilanz der zentralen Trends von der ersten bis zur 20. Analytica lässt sich feststellen, dass die analytischen und labortechnischen Geräte immer leistungsfähiger bzw. kleiner und die analytischen Methoden immer schneller und präziser geworden sind. Zudem nimmt die Biotechnologie einen immer zentraleren Stellenwert in der Analytik und damit auf der Analytica ein."

Historischer Exkurs auf der Sonderschau zur 20. Analytica

Einen Überblick über diese Evolutionen der Analytik gibt eine Sonderschau "Die 20. Analytica - Evolution einer Leitmesse" in Halle B2, Stand 472 / 570, die anlässlich des 20. Jubiläums der Analytica zusammen mit namhaften Herstellern aus den Bereichen Analytik und Labortechnik eingerichtet wurde. Zu den ältesten Ausstellungsobjekten zählen die Mikroskope der Firma Carl Zeiss MicroImaging GmbH. Es sind Mikroskope aus den Jahren 1876, 1890 und 1957. Auch ein Refraktometer zur Konzentrationsbestimmung von Zucker- oder Salzlösungen ist zu sehen. Zu der Grundausstattung jedes Labors gehörten und gehören immer noch Analysen- und Präzisionswaagen. Die technischen Entwicklungen in diesem Bereich zeigt die Mettler-Toledo GmbH mit einer alten Spörhase Analysenwaage aus dem Jahre 1925 und Waagen, die aus den 60er und 70er Jahren stammen. Einen interessanten Exkurs in die labortechnischen Gerätschaften erlauben auch die Exponate der Firma Büchi Labortechnik GmbH: Sie präsentiert auf der Sonderschau ein Schmelzpunktbestimmungsgerät nach Dr. Tottoli (1960), ein Stickstoffbestimmungsgerät nach Kjeldahl (1963) und einen Kugelrohrofen zur Destillation hochsiedender Produkte (1967). Außerdem ist ein damals in jedem Labor zu findender Rotationsverdampfer Rotavapor (1972) zu bewundern. Kein Labor ohne Glaskolben, Becher- und Reagenzgläser: Die Kunst der Glasbläser war die Voraussetzung für die Herstellung von mannigfaltigen Glasgeräten, die ebenfalls zu sehen sind.

Einblick in die Anfänge der Life Sciences

Einen Eindruck von einem diagnostischen Labor im Jahre 1967 bietet der komplette Arbeitsplatz für Enzym- und Substratbestimmungen der Firma Eppendorf AG. Zu sehen sind ferner ein Elisa-Automat und ein Mikroliter-System aus dem Jahre 1970. Für die Differenzial-Thermoanalyse zeigt die Netzsch Gerätebau GmbH eine DTA-Anlage aus den 60er Jahren. Sie wurde bevorzugt in der Keramischen Industrie eingesetzt. Die pH-Wert-Bestimmung und Konzentrationsmessungen durch Titrationen sind seit den 50er und 60er Jahren der Tätigkeitsbereich der Deutschen Metrohm GmbH, die sich ebenfalls mit "historischen" Geräten an der Ausstellung beteiligt. Eine wichtige Rolle in der Analytik zur Auftrennung von komplexen Substanzgemischen spielt noch immer die Gaschromatographie. Von der Shimadzu Europa GmbH, die seit dem Jahre 1875 in der Analytik tätig ist, wird ein Gaschromatograph aus dem Jahre 1978 ausgestellt.

Aus dem großen Bereich Life Sciences, der schon immer sehr stark auf der Analytica vertreten war, wurden von der Bio-Rad Laboratories GmbH ein Elektrophorese System für die Auftrennung von Proteinen und ein Gene Pulser zum Transfer von DNA- Molekülen in Zellen aus dem Jahre 1984 zur Verfügung gestellt. Ehemalige Produkte von LKB, Pharmacia und Amersham, die heute zum GE Healthcare Konzern gehören, zeigen Verfahren zur Auftrennung von Makromolekülen und Proteinen. Es handelt sich dabei um die Methoden Elektrophorese, Chromatographie, Fraktionierung und Sequenzierung. Sie werden heute noch immer angewendet, aber durch die Verbesserung der Nachweisgrenzen können immer kleinere Probenmengen analysiert werden und vollkommen neue Entwicklungen und Methoden kommen zum Einsatz.

"Die Exponate der Sonderschau zur 20. Analytica auf der einen Seite und die neuesten Innovationen und Trends an den Ständen der Aussteller auf der anderen Seite zeigen sehr anschaulich die Innovationskraft der Branche und vermitteln die Faszination der Analytik", umreißt Klaus Dittrich die Evolutionsschritte der Analytik und Labortechnik in den letzten 40 Jahren.

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