Degussa beichtet Kartell in Brüssel und entgeht Millionenstrafe

05.05.2006

(dpa) Wegen illegaler Preisabsprachen bei Bleichmitteln bestraft die EU-Kommission neun internationale Chemie-Konzerne mit einem saftigen Bußgeld von 388,13 Millionen Euro. Das entschied die Kommission in Brüssel. Es ist das dritthöchste Strafgeld, das jemals gegen ein Firmen-Kartell verhängt wurde. Der Düsseldorfer Degussa-Konzern beichtete den EU-Kartellknackern die Verstöße und bekam deshalb seine Strafe von 130 Millionen Euro komplett erlassen.

Der belgische Chemieriese Solvay muss mit 167,1 Millionen Euro den Löwenanteil des Strafgeldes berappen. Akzo Nobel muss 25 Millionen Euro zahlen, der Verbund Total/Elf-Aquitaine/Arkema 78,7 Millionen Euro. Der Rest entfällt auf andere Anbieter, unter anderem Kemira, FMC und Edison.

Degussa bestätigte in Düsseldorf den EU-Beschluss, äußerte sich aber nicht zur Sache. Der Konzern «packte» nach Brüsseler Angaben vor dreieinhalb Jahren bei den EU-Kartellhütern aus. Danach wurden EU- Ermittler bei mehreren Konkurrenten vorstellig.

Die neun Chemieriesen tauschten vertrauliche Informationen aus, schränkten die Produktion ein, teilten Märkte und Kunden untereinander auf und setzten zwischen 1994 und 2000 Preise für die Bleichmittel fest. Diese werden unter anderem in der Textil- und Papierindustrie eingesetzt. Auf Grund der EU-Kronzeugenregelung können geständige Kartellsünder Strafen teilweise oder komplett erlassen bekommen.

EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes erklärte: «Die verhängten Geldbußen sind so hoch, weil manche Unternehmen wiederholt gegen das Wettbewerbsrecht verstoßen haben. Sowohl Vorstände als auch Aktionäre sollten sich fragen, wie es dazu kommen konnte, dass diese Praktiken nicht unterbunden wurden.»

Zahlreiche Unternehmen, darunter Degussa, haben bereits mehrfach gegen die EU-Kartellregeln verstoßen. So muss Degussa wegen Absprachen beim Futterzusatzstoff Methionin 91 Millionen Euro Strafe zahlen. Das bisher höchste Brüsseler Bußgeld von 790 Millionen Euro wurde 2001 gegen ein Kartell von internationalen Vitaminherstellern verhängt. Auf Platz Zwei folgt ein Kartell von Gipsplattenherstellern mit 478 Millionen Euro.

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