Sicherheit beim Einsatz von Kunststoffadditiven in Lebensmittelverpackungen jetzt mathematisch berechenbar

18.12.2006

Ob und in welchem Umfang Chemikalien aus Verpackungen und Bedarfsgegenständen auf Lebensmittel übergehen, lässt sich nun auch anhand von Berechnungen in einfacher Weise bestimmen. Die neue Methode basiert auf einem Modell, mit dem Migrationsvorgänge von Chemikalien, wie Kunststoffadditive, aus der Lebensmittelverpackung in die darin verpackte Nahrung computergestützt modelliert und berechnet werden können. Entwickelt wurde sie vom Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung IVV zusammen mit neun Projektpartnern aus Industrie und Forschung im Rahmen eines EU-Projektes mit dem Acronym "FOODMIGROSURE".

Bei der Abschlusskonferenz in Italien wurden Ergebnisse, deren Konsequenzen und die daraus resultierenden Vorteile für Verbraucher, Industrie und Gesetzgebung präsentiert. Bisher konnten Konzentrationen von Verpackungskomponenten in Lebensmitteln nur experimentell und unter realistischen Bedingungen bestimmt werden. Auf solche sehr aufwändigen und extrem kostenintensiven Messprogramme kann jetzt zunehmend verzichtet werden. Die Projektergebnisse setzen hier international neue Maßstäbe und unterstützen dabei die künftige europäische Gesetzgebung.

In der Gesundheitsvorsorge der Europäischen Union wird besonderes Augenmerk auf Lebensmittelkontaktmaterialien und die von ihnen ausgehenden Stoffübergänge (Migration) in ein Lebensmittel gerichtet. Ziel ist die mögliche Expositionsabschätzung des Verbrauchers als Grundlage für die Risikobewertung und etwaige gesetzgeberische Risikomanagementmaßnahmen. Zum Schutz der Verbraucher gelten für Kunststoffe, die mit Lebensmitteln in Kontakt kommen, bestimmte Grenzwerte. Für Kunststoffadditive und andere Kunststoffinhaltsstoffe gibt es in Europa eine Vielzahl solcher Grenzwerte, die in der sogenannten Europäischen Kunststoff-Richtlinie 2002/72/EC und über andere RLs, z. B. die Lebensmittelsimulanz-RL 85/572/EEC geregelt sind. Das Projektteam von "FOODMIGROSURE" erarbeitete umfangreiche experimentelle Datensätze, auf deren Basis rechnerisch ermittelt werden kann, ob Komponenten von Verpackungen oder anderen Bedarfsgegenständen in Verbindung mit dem verpackten oder zubereiteten Lebensmittel die Gesundheit gefährden können. Diese Daten stammen aus Untersuchungen an realen Lebensmitteln. Die Projektergebnisse zeigen, dass die gegenwärtige gesetzlich festgelegte Zuordnung der offiziellen Lebensmittelsimulantien (Wasser, 3 % Essigsäure, 10 % Ethanol und Olivenöl) zu bestimmten Lebensmittelkategorien in der überwiegenden Zahl der Fälle keine sicheren Rückschlüsse zulassen. In zahlreichen Fällen führt die Anwendung der aktuell gesetzlichen Prüfmethoden zu einer Unterschätzung der tatsächlich stattfindenden Migrationsvorgänge im Kontakt mit Lebensmitteln.

Die im Projekt erarbeiteten Daten bilden eine systemaische Sammlung von Migrationsdaten und damit die Grundlage für eine fundierte und realistische Berechnungsmethode. Sie tragen außerdem dazu bei, in Europa einheitliche und standardisierte Analysenmethoden zu etablieren.

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