Luken dicht für HIV
Kohlenstoffnanoröhrchen schleusen Gen-Wirkstoff in T-Zellen ein, der das Eindringen von HI-Viren in vitro blockiert
T-Zellen sind eine für die Immunabwehr wichtige Gruppe der weißen Blutkörperchen, die von Viren befallene Körperzellen erkennen und zerstören. Sie sind jedoch selbst eines der Angriffsziele von HI-Viren. Um in eine T-Zelle zu gelangen, müssen die Viren zunächst an einen CD4 genannten Rezeptor andocken. Mit beteiligt ist der Co-Rezeptor CXCR4. Mit Hilfe kurzer interferierender RNA-Stränge lassen sich die CD4- und die CXCR4-Gene der T-Zellen ausschalten. Die T-Zelle stellt dann diese Rezeptoren nicht mehr her und die Viren finden keinen Angriffspunkt auf der Zelloberfläche. Eine HIV-Infektion könnte auf diese Weise deutlich verlangsamt werden, wie frühere Forschungsarbeiten gezeigt hatten.
Wie aber bringt man die RNA-Schnipsel in die T-Zellen hinein? Um genetisches Material in Zellen einzuschleusen, können die Hüllen nicht pathogener Viren verwendet werden; für therapeutische Zwecke keine ungefährliche Sache, weil diese Allergien hervorrufen können. Liposomen, winzige Fettbläschen, sind zwar sicher, erwiesen sich im Fall von T-Zellen aber als ineffektiv. Dai und seine Kollegen testeten ein neues Transportsystem: Kohlenstoffnanoröhrchen sind dafür bekannt, dass sie gut von Zellen aufgenommen werden und dabei andere Moleküle einschleusen können. Die Forscher knüpften Phospholipide - Moleküle, aus denen auch Zellmembranen aufgebaut sind - an Polyethylenglycol-Ketten. Die Phospholipide schmiegen sich fest an die Außenwand von Kohlenstoffnanoröhrchen an, die Polyethylenglycol-Ketten ragen in die umgebende Lösung. An deren Enden werden nun die benötigten RNA-Moleküle befestigt, über eine Schwefel-Schwefel-Brücke sind sie später in der Zelle sehr leicht abspaltbar.
Originalveröffentlichung: Hongjie Dai et al.; "siRNA Delivery into Human T Cells and Primary Cells with Carbon-Nanotube Transporters"; Angewandte Chemie 2007, 119, No. 12.
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