Geheimnis um die Zusammensetzung des Lacküberzugs von Stradivari-Geigen gelüftet
Das Team untersuchte fünf Stradivari-Geigen, die seit mindestens einem Jahrhundert Bestandteil der Sammlung des Musée de la musique sind: Ein „Allongé“-Model, vermutlich aus dem Jahr 1692, die auf 1708 datierte „Davidoff“, die „Provigny“ von 1716, die „Sarasate“ von 1724 und den Kopf einer Viola d’amore, datiert um 1720. An sorgfältig ausgewählten Stellen nahmen die Forscher Proben, die sowohl Holz als auch Lack enthielten, und unterzogen diese sich ergänzenden spektroskopischen und mikroskopischen Methoden.
„Obwohl alle fünf Instrumente in einem Zeitraum von drei Jahrzehnten hergestellt wurden, sind ihre Lacke sehr ähnlich“, erläutert Echard. „Stradivari trug zunächst eine Schicht aus einem Öl, ähnlich wie es Maler dieser Epoche benutzten, ohne Füllstoffe oder Pigmente als Versiegelung auf das Holz auf. Eine mineralreiche Schicht, wie in früheren Arbeiten vermutet, fanden wir hier nicht. Anschließend trug der Geigenbaumeister eine leicht getönte Öl-Harz-Schicht auf. Hypothesen über die Verwendung von proteinhaltigen Materialien, Gummen oder fossilem Bernstein können wir nicht bestätigen.“
Im „Allongé“-Modell fanden die Forscher in der oberen Lackschicht keine Pigmente. Bei der „Sarasate“ hatten sie in früheren Untersuchungen das rote Pigment Zinnober gefunden. Jetzt wiesen sie zwei weitere rote Pigmente in Stradivaris Lackschichten nach: rote Eisenoxide sowie einen Anthrachinonfarbstoff, wahrscheinlich Cochenille (Karmesin)-Farblack auf Aluminiumoxid. „Eine ganze Bandbreite verschiedener Techniken war unabdingbar, um solche komplexen Mikroproben analysieren zu können”, betont Bertrand.
Damit nutzte Stradivari Materialien, die zu seiner Zeit leicht erhältlich und verbreitet waren. Durch die Verwendung von mehreren roten Pigmenten fand er eine Vielzahl von Farbnuancen für seine Instrumente, die noch heute für ihr herrliches Erscheinungsbild hoch gelobt werden. Echard: „Stradivari hat also keine ungewöhnlichen oder gar geheimen Zutaten verwendet, sondern war einfach ein wahrhafter Meister seines Handwerks.“
Originalveröffentlichung: Jean-Philippe Echard et al.; "Zusammensetzung und Aufbau des berühmten Stradivari-Lackes"; Angewandte Chemie 2010, 122, No. 1
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