Chemieindustrie zeigt Potenzial bei Digitalisierung

80 Prozent der Unternehmen nutzen schon heute digitalisierte Produktions- oder Vertriebsprozesse

06.11.2018 - Deutschland

Die chemisch-pharmazeutische Industrie zählt zu den Branchen in Deutschland, die digitale Anwendungen bereits vielfach in der Produktion einsetzen. Allerdings bleiben noch erhebliche Möglichkeiten für weitere digitale Innovationen in den Unternehmen der Branche offen. Zudem steht die Chemieindustrie vor großen Herausforderungen in den Bereichen Aus- und Weiterbildung sowie Datensicherheit. Zu diesen zentralen Ergebnissen kommt die Studie „Innovationsindikatoren Chemie 2018“ mit dem Schwerpunktthema Digitalisierung, die das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) und das Center für Wirtschaftspolitische Studien (CWS) der Leibniz Universität Hannover im Auftrag des Verbands der Chemischen Industrie (VCI) durchgeführt haben.

Digitale Anwendungen sind demnach in der deutschen Chemieindustrie schon beachtlich verbreitet. Mehr als 80 Prozent der Unternehmen haben zuletzt digitale Anwendungen im Produktions- und Vertriebsprozess eingesetzt, etwa in Form einer digitalen Vernetzung innerhalb der Produktion, zwischen Produktion und Logistik sowie an den Schnittstellen zu Kunden und Lieferanten. Diesen Weg will die Branche auch weitergehen. VCI-Geschäftsführer Johann-Peter Nickel sagt: „In den kommenden Jahren planen die meisten Chemieunternehmen einen intensiveren Einsatz digitaler Lösungen für ihre Prozesse. Dabei handelt es sich überwiegend um kleine und mittlere Unternehmen. Am häufigsten soll die digitale Vernetzung mit Kunden vorangetrieben werden.“

Mit Blick auf Produktionsprozesse sowie Forschung und Entwicklung (FuE) in den Unternehmen zeigt die Studie, dass neue digitale Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle weitere Innovationsmöglichkeiten bieten. Zwar arbeitet die Branche bereits mit hoch optimierten Anlagen in der Fertigungstechnik und ist somit durchaus effizient. Digitale Technologien versprechen aber weitere Produktivitätsgewinne, beispielsweise durch die Einführung eines digitalen Supply-Chain-Managements oder den Einsatz eines digitalen Anlagenmanagementsystems und modularer Anlagen, um flexibler produzieren zu können. Daneben erlauben digitale Technologien neue FuE-Ansätze, indem sich etwa auf Basis von Big Data oder künstlicher Intelligenz schnellere Simulationen beim Einsatz neuer Chemikalien oder eine nachhaltigere Herstellung von Chemikalien praktisch umsetzen lassen.

Bei allen Potenzialen, die der digitale Wandel für die deutsche Chemie- und Pharmaindustrie birgt, zeigt die Studie zwei große Baustellen mit Blick auf Herausforderungen und Handlungsbedarf für die Branche. „Erstens verändert die Digitalisierung nicht nur Geschäftstätigkeit und FuE-Prozesse in der Chemie, sondern setzt auch neue Anforderungen an die Beschäftigten und damit an das Aus- und Weiterbildungssystem, zum Beispiel durch digitale Lernangebote“, erklärt Christian Rammer, stellvertretender Leiter des ZEW-Forschungsbereichs „Innovationsökonomik und Unternehmensdynamik“ sowie Projektleiter der Studie. „Zweitens geht der zunehmend intensivere Einsatz digitaler Technologien einher mit höheren Sicherheitsanforderungen für den Datenschutz, insbesondere bei KMU.“

Konkret bedeutet das für die Unternehmen, die eigenen Betriebsgeheimnisse und sensible Kundendaten besser vor Hacker-Angriffen oder Industriespionage zu schützen. Weitere Schwierigkeiten, mit denen sich die deutsche Chemiebranche bei der Nutzung von Digitalisierungsanwendungen konfrontiert sieht, sind der Breitbandausbau sowie ein Mangel an IT-Fachkräften und fehlende IT-Kenntnisse der Beschäftigten.

Die Studie fasst darüber hinaus die Forschungs- und Innovationsleistung der Chemie (ohne Pharma) in Deutschland im internationalen und im Branchenvergleich anhand einer Vielzahl von Indikatoren zusammen.

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