Covestro rechnet mit deutlichem Gewinnzuwachs
Unternehmen will MDI-Anlage wegen hoher Nachfrage doch noch bauen
(dpa-AFX) Beim Kunststoffkonzern Covestro laufen die Geschäfte weiter rund. Das Unternehmen rechne damit, dass es das dritte Quartal "am oberen Ende der Prognose oder sogar darüber abschließen werde", sagte ein Firmensprecher am Dienstagmittag auf Anfrage. Für das dritte Quartal kalkulierte Unternehmenschef Markus Steilemann zuletzt beim operativen Ergebnis (Ebitda) mit 760 Millionen Euro bis 860 Millionen Euro. Vor einem Jahr hatte Covestro einen operativen Gewinn von 456 Millionen Euro ausgewiesen. Das Unternehmen will die Quartalszahlen am 8. November veröffentlichen.
Covestro hatte erst im Juli die Jahresprognose für den operativen Gewinn angehoben. Seitdem stellt der im Dax notierte Konzern einen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 2,7 bis 3,1 Milliarden Euro in Aussicht. Im besten Fall wäre das operative Ergebnis im laufenden Jahr mehr als doppelt so hoch wie im Corona-Jahr 2020 und fast doppelt so hoch wie das Jahr davor. 2019 hatte eine schwächelnde Autonachfrage und Konkurrenzdruck dem Konzern das Leben schwer gemacht.
Am Aktienmarkt spielten die Nachrichten nur kurz eine Rolle. Das Papier baute zwar kurzzeitig sein Plus, das es bereits vor den Aussagen zum dritten Quartal hatte, auf mehr als vier Prozent aus. Der Effekt verpuffte aber schnell. Am Nachmittag lag das Papier mit einem Anstieg von rund einem Prozent auf 57,56 Euro leicht unter dem Niveau, das es vorher innehatte. Damit lag sie aber am Dienstag immer noch auf einem Spitzenplatz des schwachen deutschen Leitindex.
Die Covestro-Aktie tritt seit einiger Zeit auf der Stelle und bewegt sich seit dem Frühjahr in einer Spanne zwischen rund 53 Euro und knapp 60 Euro. Das heutige Covestro-Geschäft gehörte früher zu Bayer, 2015 wurde es abgespalten und auf eigene Füße gestellt. Die Kunststoffe von Covestro werden in zahlreichen Produkten verarbeitet - die weichen Schaumstoffe beispielsweise in Matratzen, Autositzen und Sofas und die harten Schaumstoffe als Isoliermaterial in Kühl- und Gefrierschränken sowie in Häuserfassaden. Andere Substanzen - sogenannte Polycarbonate - werden für Autoscheinwerfer und Handy- oder Laptop-Gehäuse genutzt. Lacke, bei denen Covestro die Grundstoffe liefert, sollen Autos und Möbel kratzfest machen.
Aufgrund der steigenden Nachfrage will Covestro die zwischenzeitlich auf Eis gelegte Großanlage für das Hartschaum-Vorprodukt MDI doch noch bauen. Politische Initiativen zur Reduzierung von Treibhausgasen etwa in China, Europa und den USA würden vor allem die Nachfrage in den Bereichen energieeffizientes Bauen und Elektromobilität antreiben, sagte Covestro-Chef Steilemann. Covestro gehe deshalb davon aus, dass sowohl der globale Bedarf an dem Hartschaum-Vorprodukt MDI als auch dem Weichschaum-Vorprodukt TDI bis 2025 um jährlich sechs Prozent wachsen werde. Vor allem für MDI treffe die Nachfrage auf eine bereits hohe Auslastung der industrieweiten Kapazitäten, sagte er.
Als potenzieller Standort für den Bau der neuen Anlage kämen nun neben den USA auch China in Frage, sagte Steilemann. Die finale Entscheidung soll nach Abschluss der aktuellen Projektphase getroffen werden. Die Anlage soll 2026 in Betrieb gehen und damit zwei Jahre später als ursprünglich geplant. Um den Nachfragezuwachs für das Weichschaum-Vorprodukt TDI bedienen zu können, will Covestro seine Kapazitäten am deutschen Standort Dormagen bereits bis 2023 ausbauen.
Aufgrund der anhaltenden guten Nachfrage rechnet Covestro auch in den kommenden Jahren mit deutlich mehr Gewinn. Dazu beitragen sollen auch die neue Konzernstruktur und der jüngste Zukauf von DSM. 2024 soll der operative Gewinn ohne besondere konjunkturelle Effekte (sogenanntes Mid-Cycle Ebitda) 2,8 Milliarden Euro betragen. In diesem Jahr rechnet Covestro mit 2,2 Milliarden Euro.
Die neue Konzernstruktur biete gleichzeitig signifikante Effizienzpotenziale, die Covestro bis 2023 heben werde, hieß es weiter. Das Unternehmen prüft wie bereits angekündigt bei allen Tätigkeiten und Prozessen weltweit, ob sie zu Vision und Strategie passen. Insgesamt sollen die Fixkosten 2023 auf dem Niveau von 2020 bleiben.
"In diesem Zusammenhang wird es auch zu personellen Anpassungen kommen", sagte ein Sprecher jüngst. Doppelstrukturen sollen abgeschafft und Abläufe vereinfacht werden. Ersten Schätzwerten zufolge geht es um bis zu 1700 Stellen weltweit und mehr als 900 in Deutschland, die bis Ende 2023 abgebaut werden sollen.