Rückgewinnung aller Rohstoffe aus Batterien
Gründer im Interview: Cylib
Wer ist eigentlich Cylib und was macht Cylib - in einem Interview beantwortet Gideon Schwich, Co-founder | COO, der chemie.de Redaktion alle Fragen. Herzlichen Dank dafür.
Cylib
Wir sind zum einen die drei Gründer: Lilian, Paul und Gideon. Vor allem haben wir aber mittlerweile ein sehr starkes Team aus verschiedensten Bereichen zusammen. So haben wir aktuell 27 Leute im Team aus verschiedensten Bereichen. Chemiker, Verfahrenstechniker, Metallurgen, Betriebswirtschaftler und Ingenieure. Die Tendenz ist stark steigend. Wir gehen davon aus dass wir schon bis Herbst über 30 Personen sind. Besonders gesucht sind bei uns Personen aus den Bereichen Verfahrenstechnik und Chemie.
Welche Herausforderung löst Cylib? Was ist Eure große Vision?
cylib ist das letzte fehlende Puzzlestück zur Energiewende. Durch unseren Prozess können alle Rohstoffe aus Batterien zurückgewonnen werden, wenn die Batterien am Ende ihres Lebens angekommen sind. Neben gängigen Metallen können in unserem Prozess z.B. auch Lithium und Graphit zurückgewonnen werden. Spezialisiert sind wir dabei auf Automobilbatterien, aber auch Batterien aus der Luftfahrt, von Micromobility Anbietern, aus Schiffen oder aus Power Tools können bei uns recycelt werden. Der Prozess zeichnet sich dadurch aus dass er besonders ressourceneffizient ist. Lithium und Graphit gewinnen wir z.B. wasserbasiert zurück.
Unsere Vision ist es, eine echte Kreislaufwirtschaft zu etablieren. So kann die europäische Abhängigkeit von Rohstoffimporten reduziert werden und die Energiewende voran getrieben werden.
Wie seid Ihr auf die Idee gekommen?
Auf die Idee kamen Lilian und Paul im Rahmen ihrer Promotion. Lilian war am IME der RWTH Gruppenleiterin der Batterierecycling Gruppe, Paul hat das Testlabor für die zugehörigen Prozesse aufgebaut. Im Rahmen der Promotion hatten wir das Glück auch mal über den Tellerrand schauen zu können und uns auch mal unkonventionelle Gedanken zu Prozessen machen zu können. Für uns war es dabei wichtig die Prozesse ganzheitlich zu betrachten und zu versuchen auch Rohstoffe zurückzugewinnen die andere nicht zurückgewinnen (z.B. Graphit). Auch war es für uns spannend uns Batteriesysteme zu betrachten die sonst noch niemand angeschaut hat (z.B. LiS). Das innovative hat so viel Spaß gemacht dass wir selber versucht haben einen neuen, ganzheitlichen und ressourceneffizienten Prozess zu entwickeln. Das war der cylib Prozess.
Wie war Euer Entwicklungsprozess? Was waren die größten Herausforderungen und Rückschläge? Was waren die größten Erfolge?
Nachdem der Prozess stand haben wir uns Gedanken gemacht wie wir denn industrialisieren könnten. Da kam Gideon ins Boot. Gideon hat einen Background in der Unternehmensberatung und hat beim modellieren des Business Plans geholfen und wir haben gemeinsam über die Kommerzialisierung nachgedacht. Durch Freunde und unser Netzwerk haben wir dann den Kontakt zu Investoren gesucht und verschiedene Risikokapitalgeber für uns gewinnen können. Seit Oktober 2022 haben wir 11,6 Mio. Euro Venture Capital einwerben können und bauen damit grade unsere Pilotlinie auf. Der Prozess ist im Forschungsmaßstab bereits validiert und wird nun auf das nächste Level skaliert.
Wie war die Reaktion des Markts und der Branche?
Bisher waren die Reaktionen des Markts sehr positiv. Sowohl Automobilhersteller als auch Batteriehersteller und Rohstoffabnehmer kamen in den letzten Monaten auf uns zu so dass wir aktuell in der Lage sind in Validierungsprojekten unsere Technologie auch im großen Maßstab zu beweisen. Auch die Stadt Aachen unterstützt uns sehr. So sind wir zum Beispiel aktuell gemeinsam auf der Suche nach einem Standort in der Region um die nächste Skalierungsstufe zu gestalten.
Würdet Ihr diesen Weg wieder gehen - oder gibt es etwas, was Ihr anders machen würdet?
Wir könnten bisher nicht glücklicher sein. Wir haben ein tolles Team und bekommen Unterstützung von vielen Seiten. Gleichzeitig ist unser Weg noch ein sehr weiter, so dass wir neben der vielen Arbeit die wir bisher reingesteckt haben noch sehr viel weitere intensive Arbeit investieren müssen. Vielleicht sprechen wir uns nochmal in einem Jahr. Bis dahin wird sicher noch eine Menge passieren :)
Was können andere von Eurer Start-up-Geschichte lernen?
Unsere Geschichte bisher ist eher ungewöhnlich. Wir haben nicht nach einem Markt gesucht, sondern haben aus der Forschung kommend einen Markt gefunden. Für uns stand immer der ganzheitliche nachhaltige Prozess im Mittelpunkt. Die Idee und die Technologie waren also da, bevor es uns bewusst war dass da ein so großer Markt ist. Unsere Geschichte sollte deshalb eine Motivation für alle Forscherinnen und Forscher sein.
Weitere News aus dem Ressort Wirtschaft & Finanzen
Meistgelesene News
Weitere News von unseren anderen Portalen
Da tut sich was in der Chemie-Branche …
So sieht echter Pioniergeist aus: Jede Menge innovative Start-ups bringen frische Ideen, Herzblut und Unternehmergeist auf, um die Welt von morgen zum Positiven zu verändern. Tauchen Sie ein in die Welt dieser Jungunternehmen und nutzen Sie die Möglichkeit zur Kontaktaufnahme mit den Gründern.
Verwandte Inhalte finden Sie in den Themenwelten
Themenwelt Batterietechnik
Die Themenwelt Batterietechnik bündelt relevantes Wissen in einzigartiger Weise. Hier finden Sie alles über Anbieter und deren Produkte, Webinare, Whitepaper, Kataloge und Broschüren.
Themenwelt Batterietechnik
Die Themenwelt Batterietechnik bündelt relevantes Wissen in einzigartiger Weise. Hier finden Sie alles über Anbieter und deren Produkte, Webinare, Whitepaper, Kataloge und Broschüren.