BASF mit neuem Chef: Jürgen Hambrecht löst den «stillen Don» ab

05.05.2003

Ludwigshafen (dpa) - Wenn der BASF-Vorstandsvorsitzende Jürgen Strube an diesem Dienstag nach der Hauptversammlung vom Podium steigt, endet für den weltgrößten Chemiekonzern eine Ära. Denn der erfolgreiche Konzernchef verlässt die Vorstandsspitze von BASF. Er strebt den Vorsitz im Aufsichtsrat an. Nach 13 Jahren übergibt der 63 Jahre alte Jurist planmäßig das Zepter an seinen Vorstandskollegen Jürgen Hambrecht (56).

Dass bei der Suche des Nachfolgers die Wahl auf den Chemiker Hambrecht fiel, der wie Strube seit Jahrzehnten für die BASF arbeitet, wird allseits als Zeichen der Kontinuität gewertet. Auch die Gewerkschaft IG BCE setzt Vertrauen in den neuen Chef. «Es sind alle Voraussetzungen dafür gegeben, dass wir einen guten BASF-Vorstandsvorsitzenden bekommen», sagt der Leiter des IG BCE- Bezirks Ludwigshafen, Ulrich Küppers. Er gibt jedoch auch zu bedenken: «Strube hinterlässt große Schuhe.»

Mit Weitsicht hatte der aus Bochum stammende Strube das Pfälzer Unternehmen an die Weltspitze geführt. Für seine Strategie verlieh ihm das «Manager-Magazin» Ende 2002 sogar den Titel «Manager des Jahres». Damit würdigte die Jury, dass Strube die BASF als «glasklare» Chemiefirma positioniert hatte, ohne sie - wie es mit Hoechst geschehen war - zu zerschlagen. Seine Entscheidung, die BASF mit dem Ausbau des Gasgeschäfts konjunkturunabhängiger zu machen, nötigte den Experten ebenso Respekt ab wie der Börsenwert des Unternehmens.

In Strubes Amtszeit fiel allerdings auch die Affäre um illegale Preisabsprachen bei Vitaminen, an denen BASF beteiligt war. Der Vorstand versicherte, er habe von den Absprachen nichts gewusst und zog personelle Konsequenzen. Wegen des Kartells hat die BASF bislang mehr als eine Milliarde Euro für Bußen und Vergleiche zahlen müssen.

Mit den Geschäftszahlen für 2002 leitete Strube - der «stille Don» («Manager-Magazin») - seinen Abschied ein. Der Konzern schnitt gegen den Branchentrend besser ab als erwartet. Zwar wurde der Umsatz wegen der negativen Preis- und Währungsentwicklung auf 32,2 Milliarden Euro (2001: 32,5) gedrückt; erhebliche Kostensenkungen trugen aber dazu bei, dass sich der operative Gewinn auf 2,64 (1,22) Milliarden Euro mehr als verdoppelte. Auch nach dem ersten Quartal 2003 wartete Strube mit guten Zahlen auf. Er warnte jedoch vor voreiligen Schlüssen: Auch das Ende des Irak-Krieges werde noch keinen schnellen Aufschwung bringen.

«Er hat das Richtige getan», würdigt Gewerkschafter Küppers Strubes Leistung. Strube habe die Verbundstruktur gepflegt, also die Kosten sparende Verknüpfung von Produktionsanlagen und die Schaffung von Wertschöpfungsketten. Zugleich habe der scheidende Vorstandschef mit der Verstärkung des Konzerns in Südostasien und Nordamerika die Globalisierung des Unternehmens vorangetrieben. Und obwohl die Mitarbeiterzahl seit Strubes Amtsantritt deutlich gesunken ist, kann Strube auf die Hilfe der IG BCE-Vertreter im Aufsichtsrat bauen, wenn das Gremium nach der Hauptversammlung den neuen Vorsitzenden wählt. Ende 1989 hatte der Konzern noch knapp 137 000 Beschäftigte, zum Jahresende 2002 waren es 89 389. Hintergrund waren unter anderem Verkäufe.

Hambrecht kam wie Strube kurz nach Ende seines Studiums zur BASF. Der gebürtige Reutlinger, der in organischer Chemie promoviert hat, trat 1976 ins BASF-Kunststofflabor ein. Sein Weg führte ihn über mehrere Stationen nach Hongkong, wo er von 1995 an als Bereichsleiter für das Ostasiengeschäft einen neuen Verbundstandort in China vorbereitete. 1997 wurde er in den Vorstand berufen, wo er zuletzt für die Länderbereiche Ostasien und Südostasien sowie die Chemikalienforschung zuständig war. Intern hat sein Wissen ihm den Beinamen «Mister Verbund» eingetragen.

«Net schwätze, schaffe» lautet das Motto des Schwaben, der impulsiver als Strube wirkt und mitunter auch als «hemdsärmelig» bezeichnet wird. Hambrecht könne gut zuhören und sei in der Lage, unterschiedliche Interessen zu moderieren, sagt Küppers über den vierfachen Vater, der mit einer Ärztin verheiratet ist. Hambrecht selbst hat angekündigt, er wolle das Unternehmen profitabler machen.

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