Chemie-Rohstoffe: Öldruck steigt

15.11.2007

Die Explosion der Ölpreise hat nicht nur an den Zapfsäulen sichtbare Spuren hinterlassen. Auch bei den ölstämmigen Chemie-Rohstoffen zeigt die Preisentwicklung dramatisch nach oben.

Als vor noch nicht einmal einem Jahr Prognosen kursierten, die den Preis für das Barrel Rohöl bei 90 oder gar 100 US-Dollar sahen, wurden diese noch in den Bereich der Phantasie oder der gezielten Schwarzmalerei verwiesen. Aktuell ist der Ölpreis über 90 US-Dollar gestiegen, gegenüber dem Jahresanfang (57 US-Dollar) immerhin ein Plus von über 50 Prozent - und das in nur zehn Monaten. Der Ölpreis erklimmt derzeit einen "historischen" Höchststand nach dem anderen. Vor Kurzem noch für illusorisch gehaltene Preise haben inzwischen plausiblen Realitätsgehalt: Weiterhin boomt die Öl-Nachfrage insbesondere im asiatischen Raum, speziell in China. Die Läger sind tendenziell abgeschmolzen, die Produktion hält kaum Schritt.

Die Spekulation tut ein Übriges und leistet weiteren Preisübertreibungen Vorschub. Andauernde politische Unwägbarkeiten im Nahen Osten (Irak, Iran, Türkei) sorgen für zusätzliche Risikoaufschläge und erhöhte Unsicherheiten. Hätte es nicht gleichzeitig eine deutliche Aufwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar gegeben, wären die Preiserhöhungen und Kostensteigerungen auf dem deutschen Markt noch weit höher ausgefallen.

Der wichtigste Chemie-Rohstoff, das Rohbenzin (Naphta), hat im Kielwasser dieser Entwicklung ebenfalls einen drastischen Preisschub erfahren. Lag der Preis für die Tonne Rohbenzin (in Euro gerechnet) im vierten Quartal letzten Jahres bei 406 Euro und im ersten Quartal 2007 bei 416 Euro, waren es im dritten Quartal 2007 bereits 490 Euro. Das entspricht einer Kostensteigerung von rund 20 Prozent. Die Kontraktpreise für die Tonne Ethylen haben mit 945 Euro je Tonne für das vierte Quartal 2007 ebenfalls einen Spitzenwert erreicht. Das Gleiche gilt für Propylen mit 888 Euro je Tonne. Bei den Aromaten (Benzol, Xylol) werden wegen der deutlich gestiegenen Volatilität auf den Märkten derzeit keine Kontraktpreise mehr auf Quartalsbasis, sondern nur noch monatlich vereinbart. Diese sind durch ein heftiges Auf und Ab gekennzeichnet. Sie sind allerdings aktuell von ihrem Rekordniveau etwas zurückgegangen. Aber auch bei diesen zeigt der längerfristige Trend klar nach oben.

Die Chemie-Erzeugerpreise, also die Verkaufspreise für Chemieprodukte, haben sich dem gegenüber weiterhin in moderaten Bahnen bewegt. Sowohl im bisherigen Durchschnitt der ersten drei Quartale als auch im Jahresverlauf liegt deren Erhöhungsrate nur wenig über zwei Prozent. Nicht auszuschließen ist daher, dass sich dadurch eine Preis-Kosten-Klemme aufbaut, die bei "ölintensiven Produkten" bereits Realität ist, bei einer weiteren Verschlechterung der Kostensituation sich aber auch auf die Branche als Ganze negativ auswirken könnte.

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